Stichwort „Homeoffice“: Home oder Office – Wie würden Sie entscheiden?
Homeoffice für viele Arbeitnehmer ein Wunschtraum
Die meisten Arbeitnehmer könnten sich gut vorstellen, im Homeoffice zu arbeiten. Offenbar nicht nur ein Traum für deutsche Arbeitnehmer. Seit 2015 ist in den Niederlanden sogar ein Gesetz in Kraft, das den Beschäftigten unter ganz bestimmten Bedingungen das Recht einräumt, im Homeoffice zu arbeiten.
Fragt man die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, so schätzen diese am Homeoffice vor allem kürzere Fahrzeiten sowie die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf – insbesondere vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die Arbeitswege von Beschäftigten in Deutschland immer länger werden.
Für die Unternehmen bietet Homeoffice die Chance, die Arbeitskraft ihrer Beschäftigten flexibler nutzen zu können. Zudem ermöglicht es eine frühere Rückkehr der Arbeitnehmer nach einer familienbedingten Auszeit und bietet für viele ältere Beschäftigte einen Anreiz, später in den Ruhestand zu gehen. Außerdem spart sich der Arbeitgeber Büroräume, was die Fixkosten senkt.
Heimarbeit birgt die Gefahr einer stärkeren Vermischung von Arbeit und Privatleben
Leider übersehen viele Arbeitnehmer, dass das Wort Homeoffice nicht nur aus dem Wort „Home“ besteht. Einige Heimarbeiter bedauern es schnell, dass sie ihren „geschützten“ Privatbereich für das Büro geöffnet haben. Plötzlich ist das Zuhause kein Rückzugsort mehr, sondern ein Büroraum.
So kommen Analysen der Hans-Böckler-Stiftung zu dem Ergebnis, dass im Homeoffice gerade die Arbeit an Wochenenden und Tagesrandzeiten zugenommen hat. Dies birgt die Gefahr einer groben Vermischung von Arbeit und Privatleben. Die ständige Erreichbarkeit, führt dazu, dass viele der Heimarbeiter kaum noch abschalten können.
Erschwerend kommt hinzu, dass Beschäftigte, die von zu Hause aus arbeiten, zumeist einen schlechteren Kontakt zu Kollegen und Vorgesetzen haben. Es fehlt an Austausch und kollegialer Unterstützung bei der täglichen Arbeit. Etwas, das im Büroalltag für „normale“ Arbeitnehmer selbstverständlich ist. Zudem lassen sich Konflikte schlechter lösen, wenn nicht ein Mindestmaß an gleichzeitiger Anwesenheit im Betrieb gegeben ist. Die Abwesenheit im Büro führt naturgemäß dazu, dass die Führungskräfte die Arbeitsleistung und Probleme der Heimarbeiter nicht ausreichend wahrnehmen, was von den Heimarbeitern schnell als mangelnde Wertschätzung empfunden wird.
Kein Homeoffice ohne Betriebsrat
Generell ist der Anteil der Heimarbeiter in Betrieben mit Betriebsrat höher. Dies liegt auch daran, dass größere Betriebe häufiger einen Betriebsrat haben als kleinere und mittlere Unternehmen. Dennoch zeigt sich, dass die betriebliche Mitbestimmung einen relevanten Einfluss auf die Einführung und Umsetzung von Homeoffice hat. Für Betriebsräte zumeist eine echte Herausforderung. Schließlich sollen sie den Arbeitnehmer vor Überforderung schützen, zugleich aber auch dem Ruf der Beschäftigten nach mehr Homeoffice Rechnung tragen.
Fazit
Ob das Homeoffice Fluch oder Segen für die Arbeitnehmer ist, lässt sich kaum pauschal beantworten. Fest steht aber, dass Heimarbeit wenig mit den schönen Vorstellungen eines selbstbestimmten Arbeitslebens zu tun hat. Arbeit bleibt Arbeit, egal von wo aus sie erledigt wird. Entsprechend muss auch bei Heimarbeitern darauf geachtet werden, dass diese nicht überbeansprucht und vom Betrieb entkoppelt werden. Zudem bleibt die Frage zu klären, ob Heimarbeit gerade für normale Angestellte sinnvoll ist. Wenn jede Überstunde plötzlich mit dem Homeoffice „abgegolten“ ist, kann der Traum vom Homeoffice schnell zum Alptraum mutieren.
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