Mittagspause zu machen, scheint aus der Mode gekommen zu sein. Schließlich kennen auch das Internet und Smartphone keine Passivität. Alle sind immer erreichbar und jede Minute wird genutzt. Zeit ist bekanntlich Geld. Mittlerweile Alltag in deutschen Büros.
Einer Studie der Pronovo BKK aus 2016 zufolge, macht nur noch jeder vierte Beschäftigte eine Mittags- oder Erholungspause. Wen wundert es da, dass 86% der Befragten gestresst sind. Das wiederum zieht Schlafprobleme, Burn-out und Krankheiten nach sich. Die Anzahl der Fehltage deutscher Arbeitnehmer wegen psychischer Erkrankungen ist mittlerweile dreimal so hoch wie vor 20 Jahren. Das kostet die Unternehmen nach einer Schätzung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin jährlich 9,5 Milliarden Euro.
Dass die Mittagspause zum Problem geworden ist, haben viele Chefs erkannt und investieren daher mehr und mehr in ausgefallene Pausenangebote. Im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements entstehen z.B. betriebsinterne Fitnessstudios, Wellnesscenter, Meditationsangebote, Yogakurse und mancherorts werden Feelgoodmanager eingesetzt.
Je weniger Pausen gemacht werden, desto stärker expandiert die Anti-Stress-Industrie und die Pause wird dadurch zum Geschäft. Laut Global Wellness Report 2017 werden weltweit 43 Milliarden Dollar mit Wellness am Arbeitsplatz verdient, in Deutschland 3 Milliarden Dollar. Deutschland ist damit das Land mit den dritthöchsten Ausgaben. Optimierte Mittagspause für optimalen Erfolg?
Geht es ja bei der Pause eigentlich darum, abzuschalten, zu entspannen und sich auch räumlich vom Arbeitsplatz zu distanzieren, sollen natürlich die neuen Pausenangebote der Firmen auch den Unternehmen selbst dienen. Denn nur gesunde Mitarbeiter garantieren bestmöglichen Unternehmenserfolg.
Seit 1994 steht es schwarz auf weiß im Arbeitszeitgesetz: Bei einer Arbeitszeit von bis zu 9 Stunden täglich entsteht ein Anspruch von 30 Minuten Pause – 45 Minuten bei mehr als 9 Stunden. Vor vielen Jahren hart erkämpft, jetzt müssen viele Beschäftigte gezwungen werden sie wahrzunehmen.
Nicht zu unterschätzen ist der Einfluss der Führungskräfte. Leben diese vor, dass sie keine Pause benötigen, machen viele ehrgeizige Mitarbeiter ebenfalls keine. Trotz der tollsten Pausenangebote.
Fehlende Ruhephasen führen zwangsläufig zur Entgrenzung von Arbeit und Stress. Hier sind Sie als Betriebsrat gefragt, die Arbeitnehmer zu schützen: vor Überforderung und gesundheitlichen Nachteilen.
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