Die Corona-Pandemie hat insbesondere unter medizinischem und Pflegepersonal für hohe Belastungen gesorgt. Die Uni Heidelberg hat sich in einer Studie genauer angeschaut, welche Stressfaktoren in den verschiedenen medizinischen Sektoren besondere Auswirkungen haben.
575 Fachkräfte mit Kontakt zu COVID-19-Patienten aus dem ambulanten Sektor, Krankenhäusern und der präklinischen Notfallversorgung wurden online im Frühling und Frühsommer 2020 in Deutschland befragt.
Insbesondere die Angst vor Ansteckung, Unsicherheit und mangelndes Wissen sowie Sorgen um das Team und die Befürchtung, dass das Privatleben aufgrund der hohen Arbeitslast beeinträchtigt wird, zählten zu den latent auftretenden Stressfaktoren. In der ersten Welle der Pandemie empfanden die Fachkräfte in der ambulanten Versorgung mehr Stress als die Befragten im Krankenhaus und in der präklinischen Notfallmedizin. Im Durchschnitt gaben die Befragten ein Stresslevel von 3,2 (auf einer Skala von 1 = gar nicht gestresst bis 5 = extrem gestresst) an.
Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass es maßgeschneiderte Bewältigungsstrategien braucht, um dem pandemiebedingten Stress entgegenzuwirken. So gaben die Befragten aus der ersten Welle an, dass neben dem Gebot, Abstand zu halten, und der Maskenpflicht auch Training, Erfahrung, Wissensaustausch und der Zusammenhalt im Team helfen, Stress zu reduzieren. Des Weiteren scheinen Beschäftigte im Gesundheitsbereich von Strategien zu profitieren, die das soziale Umfeld einbeziehen. Die Arbeitszeiten sollten entsprechend so organisiert sein, dass im privaten Umfeld genügend Zeit mit Familie und Freunden verbracht werden kann. Auch dies sei ein wichtiger Faktor der Stressbewältigung.
Seit der ersten Welle hat sich einiges gebessert – es gibt genug Schutzausrüstung, die Mitarbeiter*innen sind im Umgang damit geübt und die meisten von ihnen haben bereits ihre dritte Impfung erhalten. Nichtsdestotrotz bleibt die Lage nach wie vor angespannt. Im klinischen Bereich führt insbesondere der tägliche Kampf um das Überleben schwer erkrankter Patientinnen und Patienten zu einer hohen psychischen und physischen Belastung.
Und auch nach der Pandemie, werden der Fachkräftemangel und das reformbedürftige Gesundheitssystem das Stresslevel unter den Beschäftigten vermutlich weiter hochhalten.
Für Sie als Betriebs-/Personalrat ist es entsprechend wichtig, Ihre Kolleg*innen zu unterstützen, indem Sie sich z. B. für sozialverträgliche Arbeitszeiten, ein gutes Arbeitsklima im Team, Weiterbildung und die korrekte Durchführung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen einsetzen. In unserem Webinar „Psychische Belastungen im Krankenhaus und Pflegedienst“ machen wir Sie fit für diese Herausforderung.
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