Wie hängen suchthaftes Arbeiten und Gesundheit zusammen?

Mit Sucht assoziieren wir in erster Linie Alkohol, Zigaretten oder Medikamente. Doch es existieren auch nicht-stoffgebundene Arten von Sucht, zu der z. B. die zwanghafte Arbeitssucht gehört. Und diese wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus.

Die möglichen Folgen von suchthaftem Arbeiten wurden in einer Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und der Technischen Universität Braunschweig untersucht. Sie beruht auf Daten, die in den Jahren 2017 und 2018 von 8.000 Erwerbstätigen erhoben wurden. Die Beschäftigten wurden darin zu ihrem Arbeitsverhalten und Wohlbefinden bzw. ihrer Gesundheit befragt.

Definition von Sucht *

Sucht bezeichnet das unabweisbare Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand. Diesem Verlangen werden die Kräfte des Verstandes untergeordnet. Es beeinträchtigt die freie Entfaltung einer Persönlichkeit und zerstört die sozialen Bindungen und die sozialen Chancen eines Individuums. Den sog. stoffgebundenen Süchten (z. B. Alkohol-, Nikotin-, Heroinsucht) kommt dabei nur eine repräsentative Bedeutung zu. Sie veranschaulichen in zwar drastischer, aber zugleich auch einschränkender Weise eine Erscheinung, der man auf allen Gebieten des menschlichen Erlebens und Verhaltens begegnen kann. Ob Arbeiten, Sammeln, Machtstreben, Kaufen, Spielen oder Sexualität – jede Form menschlichen Interesses kann in süchtiger Weise erkranken. (Stangl, 2023).

*Verwendete Literatur
Stangl, W. (2023, 13. April). Sucht – Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik.

Zu den Studien-Ergebnissen

10 % der Befragten wurden der Kategorie mit suchthaftem Arbeiten zugeordnet. Das bedeutet, dass sie nicht nur exzessiv, sondern zwanghaft arbeiten. Mit zwanghaftem Arbeiten ist keinerlei Wohlfühlfaktor oder Spaß verbunden. Betroffenen Personen fällt es schwer zu entspannen, wenn sie nicht arbeiten. Zudem haben sie oft ein schlechtes Gewissen, wenn sie sich frei nehmen.

In einem zweiten Schritt wurden die Erwerbstätigen zu ihrer Gesundheit befragt. Sie sollten zunächst eine allgemeine Selbsteinschätzung zu ihrer Gesundheit abgeben. Anschließend sollten sie benennen, ob sie an einer oder mehrerer von 22 konkreten Arten von Gesundheitsbeschwerden (z. B. Kopfschmerzen, Nervosität, geschwollene Beine…) leiden. Auch Arztbesuche und Fehltage wurden abgefragt.

Das waren die Ergebnisse:

  Suchthaft Arbeitende

 

Gelassen Arbeitende
Selbsteinschätzung: schlechter Gesundheitsstatus 28 % 14 %
Keine Einzelbeschwerden aufgetreten 8 % 20 %
Anzahl der Einzelbeschwerden im Schnitt 7,1 4,3
Mehr als 6 unbehandelte Beschwerden 30 % 15 %
Kein Fehltag wegen Krankmeldung 45 % 36 %

Die Zahlen belegen, dass zwanghaft Arbeitende häufiger gesundheitliche Probleme haben. Das seien insbesondere psychosomatische Beschwerden wie Schlafstörungen und Niedergeschlagenheit, aber auch Muskel- und Skeletterkrankungen (z. B. Rückenschmerzen). Nur leider suchen sie deswegen seltener ärztliche Hilfe. Sie schenken der Behandlung und Genesung weniger Beachtung als gelassen arbeitende Beschäftigte.

Aufgrund dieser Ergebnisse gehen die Forscher davon aus, dass die Betroffenen einem erhöhten Risiko für Burn-out und depressive Verstimmungen ausgesetzt sind. Das schade nicht nur den Betroffenen selbst, sondern auch den Unternehmen. Aufgrund des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels seien Arbeitskräfte knapp.

Was tun?

Die Autoren dieser Studie raten dazu, „Betriebskulturen zu etablieren, die exzessivem und zwanghaftem Arbeiten entgegenwirken.“ Eine entscheidende Rolle spiele dabei die betriebliche Gesundheitsförderung. Das Arbeitsklima soll gesundheitsorientiert sein und alle gefährdenden Faktoren rund um den Arbeitsplatz sollen möglichst vermieden werden.

Tatsächlich habe die Mitbestimmung der Beschäftigten Einfluss darauf. Denn es habe sich gezeigt, dass in Unternehmen mit Betriebsrat 8,7 % der Beschäftigten suchthaft arbeiten. Ohne Betriebsrat seien es knapp 12 %.

Als wichtiges Instrument der betrieblichen Regulierung, welches exzessivem und zwanghaftem Arbeiten entgegenwirken könne, wird die Betriebsvereinbarung gesehen.

Zusätzlich sollte der verhaltensorientierte Ansatz bei den Betroffenen selbst greifen. Das heißt, z. B. durch Seminare kann über Gesundheit(smaßnahmen) aufgeklärt werden. Beschäftigte sollen idealerweise befähigt werden, ihren Stress und die Konflikte auf eine gesunde Art und Weise zu bewältigen und nicht den leichter scheinenden Weg über eine ungesunde Bewältigung zu wählen.

Zum Pressebericht der Studie

Unsere Seminartipps:

Arbeits- und Gesundheitsschutz I

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