Arbeiten 2023 – Zwischen Stress, Generationenkonflikten und neuen Erwartungen

Die Studie „Arbeiten 2023“ der Pronova BKK beleuchtet die aktuellen Arbeitsbedingungen und Herausforderungen, denen  Arbeitnehmer*innen in Deutschland gegenüberstehen. Die Befragung, an der 1.204 Arbeitnehmer*innen ab 18 Jahren teilgenommen haben, gibt Einblicke in die Themen Stress, Arbeitsklima, Umgang mit Krankheit, mentale Gesundheit und die unterschiedlichen Erwartungen der Generationen an ihren Arbeitsplatz.

  1. Stress und Arbeitsklima
  • Burn-out und Bore-out: 61 % der Arbeitnehmer*innen fühlen sich durch Überlastung gefährdet. Besonders die Generation Z (18-29 Jahre) ist betroffen, mit 18 % Burn-out-Fällen im letzten Jahr. Gleichzeitig erleben 17 % der jungen Arbeitnehmer*innen Unterforderung (Bore-out)​. Diese hohe Belastung führt dazu, dass viele junge Arbeitnehmer*innen ihre Erwartungen an den Arbeitsplatz und ihre mentale Gesundheit überdenken​.
  • ​​Mental Health Awareness: Jüngere Arbeitnehmer*innen legen mehr Wert auf mentale Gesundheit und fordern flexible Arbeitsbedingungen und eine gute Work-Life-Balance ein. 54 % der Befragten verdächtigen jedoch die jüngere Generation, sich krank zu melden, obwohl sie arbeitsfähig wären​​​.
  1. Präsentismus und Krankmeldungen
  • Präsentismus: „Präsentismus“ beschreibt das Phänomen, dass Mitarbeitende trotz Krankheit arbeiten. Arbeitnehmer*innen, die krank am Arbeitsplatz erscheinen, können die Ausbreitung von Krankheiten fördern und ihre eigene Genesung verzögern, was langfristig zu ernsthafteren Gesundheitsproblemen führt.​ Während vor der Pandemie 50 % der Arbeitnehmer*innen trotz leichter Infekte zur Arbeit gingen, sind es 2023 nur noch 34 %. Dies zeigt ein Umdenken im Umgang mit Gesundheit am Arbeitsplatz.
  • Krankmeldungen: 59 % der Arbeitnehmer*innen geben zu, sich krank zu melden, obwohl sie arbeitsfähig wären. Dies kann das Vertrauen zwischen Arbeitgebern und Beschäftigten belasten und die Arbeitsmoral beeinträchtigen, da sie die Arbeitsbelastung für die verbleibenden Mitarbeitenden erhöht.​
  1. Generationenkonflikte und Erwartungen
  • Unterschiedliche Arbeitsmoral: Ältere Generationen sind oft der Meinung, dass jüngere weniger belastbar und engagiert seien. Die Generation Z fordert jedoch gesündere Arbeitsbedingungen und hat ein stärkeres Frühwarnsystem für eigene Bedürfnisse entwickelt​. Diese jungen Arbeitnehmer*innen legen Wert auf eine gute Work-Life-Balance und mentale Gesundheit und sind weniger bereit, sich unter ungesunden Bedingungen durchzubeißen. Dies führt oft zu Missverständnissen und Spannungen am Arbeitsplatz.
  • Jobwechsel: Jüngere Arbeitnehmer*innen wechseln häufiger den Job, oft aufgrund nicht erfüllter Erwartungen an den Arbeitsplatz. Diese Gruppe neigt dazu, schnell das Handtuch zu werfen, wenn Arbeitsbedingungen nicht den hohen Ansprüchen genügen. Um diesem Trend entgegenzuwirken, wird empfohlen, frühzeitig das Gespräch mit den Arbeitgeber*innen zu suchen und offen für Veränderungen und neue Chancen zu sein​​.
  1. Mentale Belastungen und Betriebsklima
  • Mobbing und Quiet Firing: Fast die Hälfte der Befragten (48%) haben Erfahrungen mit psychischen Belastungen am Arbeitsplatz gemacht. „Quiet Firing“ bedeutet, dass Arbeitgeber Mitarbeiter*innen nicht offiziell entlassen, sondern so schlecht behandeln, dass diese von selbst kündigen. Dieses Phänomen trägt zu einem negativen Betriebsklima bei und kann das Vertrauen innerhalb des Unternehmens nachhaltig schädigen.
  • Quiet Quitting: Der Begriff „Quiet Quitting“ beschreibt das Verhalten von Arbeitnehmer*innen, nur das Minimum ihrer Arbeitsaufgaben zu erfüllen. Dadurch vermeiden sie einerseits Stress und Überlastung und zeigen andererseits ihre Unzufriedenheit mit der Arbeit. Diese Haltung kann ebenfalls das Betriebsklima beeinträchtigen und führt häufig zu einer Reduzierung der Gesamtproduktivität.

 

Fazit                                      

Die Studie „Arbeiten 2023“ zeigt deutlich, dass der Arbeitsmarkt im Wandel ist. Jüngere Arbeitnehmer*innen legen vermehrt Wert auf ihre mentale Gesundheit und fordern flexible und gesunde Arbeitsbedingungen. Dies führt häufig zu Missverständnissen und Spannungen zwischen den Generationen.

Betriebsräte sollten diese Dynamiken erkennen und sich für ein besseres Verständnis und eine verbesserte Kommunikation zwischen den Generationen einsetzen. Die Förderung eines gesunden Arbeitsklimas, die Anerkennung von mentalen Gesundheitsbedürfnissen und die Unterstützung flexibler Arbeitsmodelle können dazu beitragen, die Arbeitszufriedenheit und Produktivität zu erhöhen. Es ist wichtig, dass Unternehmen auf diese Entwicklungen reagieren, um langfristig wettbewerbsfähig und attraktiv für Arbeitnehmer*innen zu bleiben.

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