Der Europäische Gerichtshof hat es im Mai dieses Jahres entschieden: Die Unternehmen werden zukünftig verpflichtet, die Arbeitszeiten der Beschäftigten systematisch zu erfassen und zu dokumentieren. Nicht zur Freude der Unternehmen, die das oft ablehnen.
SD Worx hat dazu eine Umfrage gestartet. 502 Senior Professionals in fünf Ländern (Deutschland, Frankreich, Belgien, Niederlande, Großbritannien) wurden befragt. Deutschland belegt dabei nur den vierten Platz der in dieser Hinsicht aktivsten Länder. Hierzulande ist nur bei 49 % der Unternehmen Zeiterfassung verpflichtend. Zusätzliche 19 % erfassen nur einen Teil der Mitarbeiter. Schlusslicht sind die Niederlande mit nur 42 % der Arbeitgeber. Den höchsten Anteil der Firmen mit Zeiterfassung hat Großbritannien. Nahezu zwei Drittel der Arbeitgeber erfassen die Arbeitszeit systematisch und 13 % zu einem Teil.
Die Unternehmensgröße spielt dabei in allen Ländern eine große Rolle. Firmen mit mehr als 50 Mitarbeitern erfassen zu 92 % die Zeit zumindest für einige Arbeitnehmer. 10 % der noch kleineren Unternehmen haben keine Zeiterfassungspflicht eingeführt.
Auf die Frage, warum die Zeiterfassung lediglich für einen Teil der Mitarbeiter eingeführt wurde, war die Mehrheit der Meinung, dass die Art der Tätigkeit entscheidend sei, ob dies notwendig sei. Bei Büromitarbeitern sei dies am wenigsten der Fall, dementsprechend gelte für sie die Zeiterfassungspflicht nur selten.
Die Studienteilnehmer wurden auch nach den Motiven für die Zeiterfassung gefragt. In Deutschland sei dies am häufigsten Finanzen und Monitoring (46 %), gefolgt von Personaleffizienz mit 44 %. Auch Kapazitätenplanung (40 %), Compliance und rechtliche Erwägungen sowie der Bedarf an Flexibilität mit je 37 % seien wichtige Gründe. Deutschland sei übrigens im Ländervergleich am aktivsten, was die Erfassung der Compliance angehe.
Da Homeoffice und Telearbeit der Mitarbeiter immer mehr zunehmen, wollte man in Erfahrung bringen, ob auch diese Arbeitszeiten mittlerweile systematisch erfasst werden. 32 % der befragten Unternehmen bejahten dies. Laut Dr. Mark Eger, Vorsitzender der Geschäftsleitung bei SD Worx Deutschland, werde die Tendenz zunehmen, da sich inzwischen auch immer mehr Mitarbeiter Online-Zeiterfassungssysteme wünschen. Sie erhoffen sich davon mehr Flexibilität bei der Gestaltung ihrer eigenen Arbeitszeiten und -orte.
Soviel zum Ist-Zustand in den Unternehmen. Es bleibt jetzt abzuwarten, wie der deutsche Gesetzgeber die Verpflichtung zur Arbeitszeiterfassung ausgestalten wird. Die einzelnen Mitgliedsstaaten selbst müssen jetzt aktiv werden und konkrete Modalitäten für die Umsetzung eines Zeiterfassungssystems in die Wege leiten.
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