26 % der nach Deutschland eingewanderten Personen denken darüber nach auszureisen. Leider überdurchschnittlich häufig genau diejenigen mit abgeschlossenen Berufsausbildungen und anerkannten Abschlüssen, die wir zur Fachkräftesicherung in Deutschland so dringend benötigen. Ca. 57 % der Migranten planen dagegen dauerhaft in Deutschland zu bleiben. 12 % streben nur einen vorübergehenden Aufenthalt an und 30 % sind unentschlossen.
Das sind Ergebnisse der Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Dazu wurden in der ersten Welle (12/2024 bis 04/2025) ca. 50.000 Personen im erwerbsfähigen Alter (28 bis 65 Jahre) befragt. In dieser Online-Befragung werden systematisch Ursachen, Muster und Auswirkungen der Abwanderungsdynamik der nach Deutschland eingewanderten Personen untersucht.
Gefragt nach den Hauptursachen für den Wunsch dauerhaft auszureisen, nennen sie: persönliche Gründe, politische Unzufriedenheit, steuerliche Belastungen und Bürokratie. Aber auch Diskriminierungserfahrungen werden als Grund genannt. Kommen die Migranten aus Europa, möchten diese oft in ihre Herkunftsländer zurückkehren. Das ist in erster Linie Polen, gefolgt von Rumänien. Außerhalb der EU gehören die Türkei und die Ukraine zu den häufigen Auswanderungszielen. Planen die Migranten weiterzuwandern, zählten zum Zeitpunkt der Befragung die Länder Schweiz, USA und Spanien zu den Favoriten.
Dass gerade die besser gebildeten, wirtschaftlich erfolgreichen, sprachlich besser integrierten und für die Erwerbs- und Bildungszwecke zugezogenen Personen häufiger Abwanderungspläne haben als diejenigen mit niedrigem Bildungsniveau, beunruhigt IAB-Forscher Lukas Olbrich. Insbesondere die Branchen IT sowie Finanz- und Versicherungsdienstleistungen seien hiervon betroffen. 30 – 39 % der Befragten dieser Branchen denken darüber nach, Deutschland zu verlassen.
Abwanderungsabsichten entstehen nicht zufällig, sagt IAB-Forscherin Katia Gallegos-Torres. „Sie sind das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels individueller Motive, persönlicher Merkmale wie Geschlecht, Alter und Bildung, der sozialen und wirtschaftlichen Integration sowie gesellschaftlicher Akzeptanz.
Männer äußern häufiger Auswanderungspläne als Frauen. Personen, die im Rahmen eines Familiennachzugs eingereist sind, haben geringere Abwanderungstendenzen. Dahingegen neigen Personen aus EU-Staaten, mit unbefristetem Aufenthaltsstatus oder deutscher/EU-Staatsangehörigkeit eher zur Abwanderung.
Möchten die Eingewanderten in ihr Herkunftsland zurückkehren, habe dies meistens soziale Gründe: persönliche Bindungen an Partner, Familienangehörige und Freunde. Personen, die in ein Drittland weiterreisen möchten, haben in erster Linie berufliche Motive. Für sie sei zudem die wirtschaftliche Lage im Zielland wichtig.
Fazit
Es reicht nicht aus, den Zuzug ausländischer Arbeitskräfte zu fördern. Eine zukunftsfähige Migrationspolitik muss dauerhaft Bleibeperspektiven schaffen. Strukturelle Hürden sollten abgebaut und Migrations- und Verwaltungsprozesse beschleunigt und vereinfacht werden. Gearbeitet werden muss an einer stärkeren sozialen Integration und einer Förderung gesellschaftlicher Offenheit. Denn die Studie hat auch gezeigt, dass Arbeitszufriedenheit dazu beiträgt, dass diese wertvollen Arbeitskräfte längerfristig in deutschen Unternehmen bleiben. Vorrangiges Ziel muss es sein, diese zu fördern – zum Wohl der deutschen Wirtschaft.
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