Zwei Kollegen sind krank, einer hat Urlaub und der Schreibtisch quillt über. Kommt Ihnen das bekannt vor? Der pünktliche Feierabend und das gemeinsame Abendessen mit der Familie sind in weite Ferne gerückt. Stattdessen sind Überstunden vorprogrammiert.
Für mehr als die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer gehört Mehrarbeit zum Berufsalltag. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Vergütungsberatung Compensation Partner „Arbeitszeitmonitor 2017“, in der mehr als 220.000 Vergütungsdaten des vergangenen Jahres analysiert wurden.
Untersucht wurden auch regionale Auffälligkeiten zur Arbeitszeit. In den neuen Bundesländern scheinen die Arbeitnehmer tendenziell mehr Überstunden zu leisten: Etwa sechs Stunden pro Woche. Die wenigsten Überstunden werden in der Gegend rund um Nürnberg, Würzburg und in Teilen von Thüringen gemacht. Aber auch dort kommen die Arbeitnehmer auf fünf Mehrstunden pro Woche.
Weiterhin zeigte sich, dass Topverdiener mit mehr als 120.000 Euro Jahresgehalt, die meisten Überstunden leisten. Sie schrubben pro Woche ca. zehn Überstunden. Hingegen leisten Mitarbeiter mit einem Einkommen von bis zu 30.000 Euro nur gut zwei Überstunden pro Woche.
Der Anfall von Überstunden scheint nicht nur gehalts- sondern auch branchenabhängig zu sein. Bei Unternehmensberatern beispielsweise, seien mehr als fünf Stunden zusätzlich pro Woche üblich. Einen finanziellen Ausgleich bekämen hier auch nur knapp 35%. Häufig mit der Begründung, dass sie ja bereits überdurchschnittliche Einkommen und hohe Bonuszahlungen erhielten. Bei Angestellten im Maschinenbau oder in der Gastronomie bekämen immerhin mehr als die Hälfte die Überstunden mit Geld oder Freizeit vergütet.
Wie so häufig im Berufsleben, existiert auch ein deutlicher Unterschied in der Behandlung der Geschlechter. Männer leisten zwar im Schnitt mehr Überstunden, bekämen diese aber auch in 60% der Fälle bezahlt, wohingegen nur 40% der Frauen einen Ausgleich erhielten.
Mit fortschreitendem Alter steige auch die Zahl der Überstunden. Es sei also nicht so, dass wie man annehmen könne, junge, ungebundene, motivierte Arbeitnehmer einen größeren Anteil Mehrarbeit leisten, sondern eher ihre älteren Kollegen. Beschäftigte unter 20 Jahren arbeiten ca. 2 Stunden pro Woche zusätzlich. Bei den 40-Jährigen seien es 3,4 Stunden und bei den über 59-Jährigen 3,6 Stunden.
Für Sie als Betriebsrat ist es oftmals schwer abzuschätzen, ob der Abruf von Überstunden nur auf einem vorübergehenden Bedarf beruht oder ob er ein Zeichen für dauerhafte personelle Unterbesetzung ist – denn die kann mittelfristig zu erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen der Mitarbeiter führen. Das heißt, Mehrarbeit muss auf jeden Fall Grenzen haben. Umso wichtiger ist es, Ihre Beteiligungsrechte und arbeitsrechtliche Rahmenbedingungen zu kennen.
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