In der z. Zt. vierten Corona-Welle wurde die Belegschaft – sofern möglich – erneut ins Homeoffice geschickt. Aber sind die Führungskräfte damit wirklich zufrieden? Sind sie überzeugt von flexiblen Arbeitsmodellen, die damit einhergehen?
Dazu hat das Meinungsforschungsinstitut Yougov im Sommer dieses Jahres weltweit 2.050 Führungskräfte aus Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von mehr als 250 Millionen US-Dollar befragt. 253 Führende kamen aus Deutschland.
Flexible Arbeitsmodelle im Vormarsch
Die Pandemie hat die meisten Unternehmen veranlasst, ihre Arbeitsmodelle zu überdenken. Die Arbeitsplatzrichtlinien wurden im Sinne von mehr Flexibilität angepasst. 74 % der deutschen Führungskräfte sind der Meinung, dass dies unter Druck passiere. Dennoch trauen sich 7 von 10 Chefs zu, ihre räumlich verteilten Beschäftigten zu führen. Allerdings befürchten sie, dass die Zusammenarbeit innerhalb der Teams schwieriger werde und die Homeworker sich in ihrer Karriereentwicklung benachteiligt fühlen könnten.
Arbeitsmoral im Homeoffice
Zweifel an der Leistungsbereitschaft ihrer Remote Worker äußern sage und schreibe 38 % der Befragten. Diese Zweifel seien in Deutschland und den Niederlanden besonders ausgeprägt. Beide Länder seien die Schlusslichter in Sachen Vertrauen. Und das, obwohl andere Studien gezeigt haben, dass die Leistungsbereitschaft durchaus gegeben sei und das Problem eher in der fehlenden persönlichen Kommunikation liege, die den Zusammenhalt gefährde.
Ebenfalls befürchten fast vier von zehn Führungskräften negative Folgen für ihr Unternehmen, wenn sie den Beschäftigten flexibles Arbeiten ermöglichen.
Der Leiter des ifo Zentrums für Industrieökonomie und neue Technologien Prof. Dr. Oliver Falck bringt es auf den Punkt: „Schon vor der Pandemie scheiterten flexible und hybride Arbeitsmodelle weniger an technologischen oder organisatorischen Hindernissen, sondern eher an der Ablehnung durch die Vorgesetzten.“ Weiterhin sieht er Unternehmen, die sich auch zukünftig davor verschließen, vor großen Problemen, neues Personal zu finden.
Sind Präsenztage notwendig?
Hybride Arbeitsmodelle werden eindeutig favorisiert. 70 % der deutschen Führungskräfte wünschen sich, dass ihre Mitarbeitenden 3 bis 5 Tage pro Woche im Unternehmen arbeiten. Im internationalen Vergleich übertreffen nur die Niederlande mit 82 % diesen Wert.
Um die Belegschaft bei der Umstellung auf hybrides Arbeiten zu unterstützen, sollen Weiterbildungsmöglichkeiten angeboten werden. Dort solle eine bessere Zusammenarbeit trotz physischer Distanz trainiert werden. Der Schwerpunkt liege dabei auf den jüngeren Arbeitskräften. Diese sehen 89 % der Führenden als besonders benachteiligt, weil ihnen wichtige Erfahrungen und Möglichkeiten zum Netzwerken und Lernen fehlten.
Wie sieht die Zukunft aus?
Fast alle Studien sehen hybride Arbeitsmodelle als Zukunftsmodell – auch vor dem Hintergrund der fortschreitenden Digitalisierung. Häufig entstehe jedoch der Eindruck, dass das Ziel sei, die Arbeit vollständig ins Homeoffice zu verlagern. Die Nachteile und Risiken für die Betroffenen würden dabei meistens nicht thematisiert.
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