Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung hat vor dem jährlichen Weltfrauentag am 8. März einen aktuellen Bericht zum Stand der Gleichstellung von Frauen in Deutschland hinsichtlich Bildung, Beruf, Einkommen und sozialer Altersabsicherung vorgelegt. Der Report zeigt mittels 28 Indikatoren und aktueller Daten auf, in welchen Bereichen es in den letzten Jahren Fortschritte gegeben hat und wo eher nicht. In der schulischen und beruflichen Qualifikation sowie der Weiterbildung haben Frauen sogar ein höheres Niveau als Männer erreicht. Verbesserte Rahmenbedingungen, insbesondere der Ausbau öffentlicher Kinderbetreuung und die 2016 eingeführte Frauenquote haben außerdem zu einer weiteren Verstärkung der Erwerbsbeteiligung von Frauen geführt. Sie liegt aber immer noch sieben Prozentpunkte unter der Erwerbsquote von Männern. Nach wie vor ist die unbezahlte Sorgearbeit, also die familiäre Kinderbetreuung und die Pflege Angehöriger, überwiegend Frauensache. Nach den aktuellen Zahlen hat diese Tendenz in der Coronakrise sogar wieder zugenommen.
Laut Dr. Yvonne Lott, Mitautorin des WSI-Berichts, besteht die Gefahr, dass die Pandemie Fortschritte in Frage stellt, die langsam über Jahre hinweg erzielt wurden. Gerade auch um den demografischen Wandel zu bewältigen, fordern sie und ihre forschenden Mitautoren von Staat und Gesellschaft eine Verstärkung der Anreize für eine gleichberechtigte Aufteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit, u.a.
- den weiteren Ausbau der Kinderbetreuung,
- mehr Partnermonate bei der Elternzeit,
- kürzere (Voll-)Arbeitszeiten,
- Abschaffung ungünstiger Regelegungen, vor allem Minijobs und Ehegattensplitting.
Beleuchtet wird zudem der immer noch deutliche Gender Pay Gap (Verdienstrückstand von Frauen), auch wenn er in den letzten Jahren langsam, aber kontinuierlich abgenommen hat.
Die Besetzung von Führungspositionen durch Frauen hat sich in den letzten Jahren nicht erhöht. So finden sich z.B. nur 10 Prozent aller Frauen in Vollzeittätigkeit in der ersten Führungsebene, bei den Männern sind es 13 Prozent.
Eine weitere große Rolle beim Gender Pay Gap spielen die relativ unveränderten geschlechtsspezifischen Präferenzen bei der Berufswahl. Die Autoren des WSI-Reports empfehlen hier vor allem:
- die finanzielle Aufwertung von systemrelevanten „typisch weiblichen“ Berufen im Sozial-, Erziehungs- und Gesundheitsbereich
- die Ausweitung des Kennenlernens geschlechteruntypischer Berufsfelder für Schülerinnen zum Abbau einer stereotypen Ausbildungs- und Berufswahl
Noch weitaus größer ist der Gender Pension Gap (Rentenlücke in der Altersvorsorge von Frauen). Frauen beziehen durchschnittlich ein um 49 Prozent niedrigeres Alterseinkommen als Männer. Einbezogen wurden hier die gesetzliche Rente, betriebliche und private Alterssicherung.
Den Gleichstellungs-Report des WSI finden Sie hier.
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