Mental Load – Alltagsorganisation bei Paaren und Familien

Frauen tragen den Löwenanteil

Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen ist eine wirkliche Herausforderung. Verlässt man den Arbeitsplatz, geht es zu Hause weiter. Arbeit im Haushalt, Sorgearbeit, Organisation des Alltags, Kinderbetreuung – die Liste ist lang.

Diese Tätigkeiten werden leider nach wie vor von den Frauen erledigt, wie eine neue Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung zeigt. Darin wurden 2.200 erwerbstätige und arbeitssuchende Personen befragt. Sie sollten angeben, wer im Haushalt hauptsächlich zuständig ist und wie belastend sie diese kognitiven und emotionalen Aufgaben empfinden.

Neben praktisch manuellen Tätigkeiten (wie z. B. kochen, putzen, Pflege von Kleinkindern oder alten Familienmitgliedern), fällt diverse Alltagsorganisation an. Tagesablauf planen, Einkaufslisten erstellen, Arzttermine machen, Unterlagen für die Steuererklärung zusammenstellen, sind nur einige Beispiele dafür. Diese Tätigkeiten sind sehr zeitintensiv und belastend. Die Wissenschaftler sprechen dabei von „Mental Load“, unsichtbarer Denk- und Kümmerarbeit.

Zu den Ergebnissen

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich bei Paaren überwiegend die Frau kümmert und verantwortlich fühlt, liege bei 62 % – bei Männern seien es lediglich 20 %.

Es verwundere nicht, dass bei Frauen in Teilzeitbeschäftigung der Anteil höher sei als bei Frauen in Vollbeschäftigung. Aber selbst bei Letzteren liege er bei 57 %.

Haben erwerbstätige Frauen Kinder, übernehmen 74 % von ihnen den Großteil des Alltagsmanagements. Aber auch ohne Kinder seien es noch 56 %.

Unterschiede gebe es auch bei der empfundenen Belastung. Liege der Schnitt bei Frauen auf einer Skala von 0-7 bei 3,2, kommen Männer auf 2,8. Erstaunlich sei, dass sich weibliche Teilzeitbeschäftigte durch kognitive Arbeit zu Hause genauso belastet fühlen, wie Vollzeitbeschäftigte. Es scheine also nicht so zu sein, dass sie durch kürzere Arbeitszeiten mehr mentale Entlastung im Alltag erfahren und entspannter die anfallenden Dinge nach dem Job erledigen können.

Was tun?

Laut WSI-Forscherin Dr. Yvonne Lott ist der „Mental Load“ eine zentrale Dimension partnerschaftlicher bzw. geschlechtsspezifischer Ungleichheit. Auf vielen Ebenen müsse man ihr begegnen. Sowohl Politik als auch Unternehmen müssen aktiv werden und bessere Anreize setzen, um solche Ungleichheiten zu abzubauen. Insbesondere in den Betrieben seien wesentliche Gründe für den geringen Fortschritt zu finden.

Für jüngere Männer sei die Teilnahme am Familienleben heutzutage deutlich wichtiger als früher. Allerdings würden sie von der Geschäftsleitung oder den Führungskräften häufig mit traditionellen Rollenbildern und Erwartungen konfrontiert. Diese stünden häufig im Konflikt mit der aktiven Vaterschaft – mit den eigenen Leitbildern und Lebenszielen. Das könne in Führungskräfteschulungen, die zum Wandel der Betriebskultur beitragen, geändert werden. Es müsse eine aktive Ansprache der Väter auf die betrieblichen und gesetzlichen Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie erfolgen. Bei der Inanspruchnahme dieser Angebote müssen die Beschäftigten aktiv unterstützt und dürfen nicht ausgebremst werden.

Personalverantwortliche oder auch Betriebsräte könnten Väter aktiv ermuntern, längere Elternzeiten oder auch Teilzeit in Elternzeit zu nutzen. Generell würden kürzere Arbeitszeiten für alle Geschlechter die partnerschaftliche Arbeitsteilung fördern und somit zur Geschlechtergleichheit im Berufsleben beitragen.

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Ein Kommentar

  1. Lia said:

    Toller Beitrag. Schaue ab jetzt öfters rein! 🙂

    Liebe Grüße
    Lia

    24. November 2023
    Reply

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