„Impathie – Empathie“ eine Kernkompetenz in der BR-Arbeit

„Impathie – Empathie“ eine Kernkompetenz in der BR-Arbeit

Autor: Franz Völker

Vielen Menschen fällt es leicht, sich in andere einzufühlen. Sie sind empathisch.
Aber warum fällt es einigen Menschen schwer, sich in die eigene Erfahrungs- und Gefühlswelt ein-zu-fühlen? Der Schlüsselfaktor heißt „Impathie“.

 

Was ist Empathie?

Vor mehr als 100 Jahren entstand das Wort Empathie auf der Suche nach einer geeigneten fachsprachlichen Übersetzung für das deutsche Wort „Einfühlung“. Empathie ist also die Fähigkeit sich in einen anderen Menschen einzufühlen. Seine Gefühle und Situation wahrzunehmen und zu verstehen und angemessen zu reagieren.

Was ist Impathie?

Impathie meint eine nach innen, auf die eigenen Erlebnisweisen gerichtete Empathie (introversive Empathie). Sie beschreibt die Fähigkeit, die eigenen Gefühle und die eigene Situation wahrzunehmen und verstehen zu können.

So wie Empathie die Fähigkeit ist, die ich zwischen mir und anderen Menschen initiieren kann, ist Impathie die Fähigkeit, die ich zwischen meinem wahrnehmenden Ich und meinen inneren Erfahrungen entwickeln kann.

Praxisbeispiel zur Impathie:

Viele Menschen sind oft sehr kritisch mit sich selbst, was sehr ungünstige Auswirkungen auf ihr psychisches Wohlbefinden und ihr persönliches Wachstum haben kann.

Selbstkritik liegt in der Regel ein innerer Vergleich zugrunde. Das bedeutet, dass wir eine innere Bewertung vornehmen zwischen dem, wie wir unserer Ansicht nach gerade sind, und dem, wie wir unserer Ansicht nach gerade idealerweise sein sollten. Diesen inneren Vergleich mit unserem Ideal-Selbst können wir kaum gewinnen. Häufig folgen dann Frustration, Selbstkritik sowie sehr belastende Gefühle wie Scham.

Nehmen wir mal an, Ihr Idealbild von sich ist eine selbstbewusste Person mit souveränem Auftreten und ruhiger Stimme. Wenn Sie dann z.B. in einem Beratungsgespräch oder in einer BR-Sitzung merken, dass Sie aufgrund von Äußerungen anderer Anwesender unsicher werden, zu schwitzen beginnen, vielleicht erröten und Ihre Stimme höher und brüchiger klingt, nehmen Sie eine Diskrepanz zwischen Ihrem idealen Selbst und dem gerade redenden Ich wahr. In der Folge sind Sie vielleicht von sich selbst enttäuscht, kritisieren sich für Ihren schlechten Auftritt und schämen sich.

Ist jedoch Ihre Fähigkeit der Impathie entwickelt, können Sie anders reagieren. Sie ermöglicht, dass Sie sich selbst zur Seite stehen, mit sich selbst verbunden bleiben auch wenn Ihre Stimme brüchiger wird. Oder besser gerade dann. Sie versuchen sich nicht alleine zu lassen. Impathie steht für die Hand, die Sie sich selbst reichen, wenn Ihre Stimme brüchiger wird, wenn Sie Lebensereignisse erschüttern, aber auch, wenn Ihnen etwas große Freude bereitet.

Impathie stellt damit auch eine Kernkompetenz in der Betriebsratstätigkeit dar. Sie kommt Ihnen in verschiedensten Situationen zu Gute: Sei es im Beratungsgespräch mit Ratsuchenden wie z.B. im BEM-Gespräch, in der Zusammenarbeit im BR-Gremium oder auch einfach bei Ihrer tagtäglichen Arbeit sich selbst gegenüber als großer Resilienzfaktor.

Die Fähigkeit zur Impathie lässt sich trainieren wie alle Fähigkeiten. Dies kann durch Trainings, Rituale und Übungen im Alltag, in Workshops, Coachings, Fortbildungen u. a. erreicht werden.

Impuls-Quelle: Manager Seminare, Ausgabe 02/2024, Artikel „Schlüsselfaktor Impathie“, S. 64-71, Dr. Stefanie Neubrand, Professorin für Psychologie, SRH Heidelberg

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