Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz am Arbeitsplatz eröffnet viele Chancen, bringt jedoch auch gewisse Grenzen mit sich. Die folgende Aufstellung mit Erläuterungen gibt einen ersten Überblick über die Thematik, jedoch ohne den Anspruch auf eine abschließende Vollständigkeit.
Chancen
KI kann im Recruiting und in der Personalentwicklung genutzt werden, um durch gezieltes Text Mining Personen herauszufiltern, die aus Anti-Diskriminierungsgründen unbedingt zu Vorstellungsgesprächen eingeladen werden müssen. Werden Bewerber mit körperlicher oder geistiger Benachteiligung nicht eingeladen, eröffnet man Klagemöglichkeiten oder bezahlt drei Monatsgehälter, um eine Klage zu vermeiden.
Die KI kann zudem für die automatische Gesichts- und Spracherkennung bei Zugangskontrollen zum Unternehmen genutzt werden. Auch die Auswertung von Kundenbefragungen und der Einsatz von ChatGPT zur Textentwicklung sind Möglichkeiten des Einsatzes in Unternehmen. Im Marketing können die Fotobearbeitung und das Textlayout von KI-Programmen geleistet werden.
In naher Zukunft könnte die KI auch einfache Versicherungsabschlüsse und -schadensbearbeitungsfälle, Steuererklärungen und Rechtsangelegenheiten für die Endbearbeitung durch Fachleute vorbereiten – vorausgesetzt, die Algorithmen arbeiten in den genannten Feldern auf die Dauer zuverlässig genug, um sich auf sie verlassen zu können.
In allen genannten Fällen stehen den Unternehmen tiefgreifende Veränderungen am Arbeitsplatz bevor. Die Betriebsräte müssen sich dementsprechend mit den Chancen, aber auch den Grenzen des Einsatzes der KI am Arbeitsplatz auseinandersetzen und gemäß der Informations- und Beratungsrechte nach §§ 80, 90 BetrVG „früh mit ins Boot kommen“.
Grenzen
Die Chancen zur Erleichterung der Arbeit am Arbeitsplatz durch KI bedeuten teilweise leider zugleich, dass aufgrund der technischen Kompensation der bisherigen Arbeitstätigkeiten durch KI Arbeitsplatzverluste drohen. Als Grenzen des Einsatzes der KI am Arbeitsplatz sind die intransparente Datenverarbeitung zu nennen. Viele Unternehmen stoppen die Nutzung von KI, weil sie infolge des Verlustes von sensiblen Daten Produktpiraterie und den Verlust von geistigen Eigentumsrechten befürchten.
Auch rechtliche Probleme aufgrund des Datentransfers ins außereuropäische Ausland und der Datenverarbeitung in Drittstaaten können drohen. Der unklare Abfluss und die Verwendung von Daten infolge des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz müssen geklärt werden, um eine rechtssichere Möglichkeit anzubieten. Sollte es dazu kommen, dass die Anbieter von KI mehr Verlässlichkeit demonstrieren, kann die Zurückhaltung gegenüber der KI in einigen Geschäftsführungen ein jähes Ende finden – in dem Fall würde der Einsatz von KI am Arbeitsplatz eine neue Dynamik aufnehmen und unsere Arbeitsplätze noch viel weiter verändern. In dem Fall würden sich langfristig auch ethische und politische Fragen nach dem Geltungsbereich der KI stellen. Sollen wir alle Bereiche für die KI öffnen oder versuchen wir, den KI-Einsatz auf bestimmte Bereiche zu begrenzen? Sollten beispielsweise auch Gesundheitsdaten für die KI geöffnet werden dürfen?
Betriebsräte sollten neben den rechtlichen auch die ethischen und die wirtschafts- und sozialpolitischen Debatten über den Einsatz von KI am Arbeitsplatz gut verfolgen. Das Poko-Institut bietet eine Fülle von Fortbildungen zur KI für Betriebsräte an.
Seminare:
0473 Künstliche Intelligenz im Betrieb
0491 Einsatz künstlicher Intelligenz II
0488 Transformation im Betrieb durch KI
Webinare:
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