
von Dr. Gottfried Linn; Medien- und Kommunikationstrainer, Coach
Viele Betriebsräte suchen für die anstehende Betriebsratswahl im Frühjahr 2026 noch Kandidaten. Insbesondere jüngere Kolleginnen und Kollegen für eine Kandidatur zu motivieren, fällt zunehmend schwer.
Unverzichtbar: Die persönliche Ansprache! Gute Betriebsräte kennen Kolleginnen und Kollegen aus ihrem beruflichen Umfeld und können auf der Grundlage von persönlichen Erfahrungen einschätzen, wen man kontaktieren kann und wen nicht. Dabei sollten möglichst aus allen relevanten Bereichen des Betriebes Interessenten berücksichtigt werden, um einen repräsentativen Betriebsrat wählen zu können.
Neben den üblichen Möglichkeiten einer direkten Ansprache („Werbung“) z.B. auf der Betriebsversammlung, am Infostand, mit dem Newsletter, dem Flyer oder über kurze Werbevideos gibt es aber weitere, wenig genutzte Formate.
Eine Variante: Die humorvolle Stellenausschreibung! Etwa so:
Betriebsrat gesucht – Held*innen der Gerechtigkeit mit Kaffee-Erfahrung
Arbeitsort: Dort, wo die Kaffeemaschine steht und das Flurfunk-Netz am stärksten ist.
Einsatzzeitraum: Frühling 2026 – und idealerweise länger, falls Du nicht nach der ersten Sitzung rücktrittsreif bist.
Deine Mission:
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- Bekämpfe die Ungerechtigkeit – bevorzugt während der regulären Arbeitszeit.
- Sitze in Sitzungen. Viele Sitzungen. Mit Protokollpflicht.
- Stelle kluge Fragen – auch solche, auf die es keine Antworten gibt.
- Sorge für faire Arbeitsbedingungen
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Anforderungen:
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- Grundlegende Fähigkeit zum Nicken, Stirnrunzeln und strategischem Schweigen.
- Bereitschaft, sich von Kolleg*innen beäugen, bemitleiden oder bewundern zu lassen.
- Keine Scheu vor Paragraphen – auch wenn sie in §-Form erscheinen.
- Humor ist Pflicht. Ironie willkommen. Zynismus nach Probezeit erlaubt.
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Wir bieten:
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- Ruhm und Ehre im Pausenraum.
- Ein Büro mit mindestens einem funktionierenden Kugelschreiber.
- Regelmäßigen Kontakt zur Personalabteilung – freiwillig oder unfreiwillig.
- Die Möglichkeit, wirklich etwas zu verändern (vielleicht nicht sofort, aber irgendwann… bestimmt!).
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Interesse? Bewerbe Dich jetzt oder lasse Dich freiwillig von Deinen Kolleg*innen nominieren!
Betriebsrat – weil jemand den Job machen muss. Und warum nicht Du?
Eine weitere Variante: Die gläserne Betriebsratssitzung
Interessierte Kandidaten und Kandidatinnen werden zu einer offenen Betriebsratssitzung eingeladen um ein Bild von den Inhalten, den Diskussionen, den Räumlichkeiten und natürlich von den handelnden Betriebsräten zu erhalten. So kann sich jeder und jede einen persönlichen Eindruck von der Betriebsratsarbeit vor Ort machen. „Man kauft die Katze nicht im Sack“!
Einige Themen, die in einer BR- Sitzung besprochen werden, sind vertraulich und nur für gewählte Betriebsräte vorgesehen. Diese Themen dürfen in der „gläsernen Betriebsratssitzung“ nicht besprochen werden. Dazu zählen:
- Personenbezogene Informationen, etwa über einzelne Kolleg*innen, Bewerbungen, Abmahnungen oder Kündigungen.
- Interna über laufende Verhandlungen mit dem Arbeitgeber, solange sie nicht abgeschlossen sind.
- Vertrauliche Informationen– z. B. wirtschaftliche Daten, Personalplanungen oder Gesundheitsinformationen.
Andere Themen können offen diskutiert und behandelt werden. Dazu zählen:
- Beschlüsse des Betriebsrats, die offiziell gefasst wurden. Zum Beispiel: Pausenregelungen, Arbeitszeitvereinbarungen, etc.
- Allgemeine Themen, die nicht personenbezogen oder vertraulich sind. Etwa: Kantinenregelungen, Jobrad, etc.
- Informationen, die bereits öffentlich sind oder im Intranet stehen.
- Ergebnisse, die für die Belegschaft relevant sind, z. B. neue Regelungen, geplante Maßnahmen oder Termine.
Gut und locker umgesetzt, kann die gläserne BR-Sitzung eine herausragende, vertrauensbildende Maßnahme sein, um Kolleginnen und Kollegen für den neuen Betriebsrat zu gewinnen.
Unser Seminartipp:

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