Sie haben eine Familie mit zwei Kindern und Sie und Ihr Mann arbeiten beide Vollzeit. Das stellt Sie vor viele Herausforderungen. Der ganze Tagesablauf will perfekt organisiert und strukturiert sein und wehe, etwas Unvorhergesehenes passiert und wirft den kompletten Zeitplan über den Haufen. Dann können plötzlich Beruf und Familie nicht mehr unter einen Hut gebracht werden und Sie beginnen zu rotieren.
Laut einer Studie des Bundesfamilienministeriums (BMFSFJ) gehen 44 % aller Unternehmen davon aus, dass ihr Betrieb familienfreundlich sei. Das wird allerdings nur von 24 % der Beschäftigten selbst bestätigt. Wie familienfreundlich Ihr Unternehmen wirklich ist, erfahren Sie, wenn Sie den Online-Test auf der Seite „Erfolgsfaktor Familie“ des BMFSFJ machen.
Im Rahmen Ihrer Betriebsratstätigkeit haben Sie unter Umständen die Möglichkeit, einige Dinge anzustoßen, die den Arbeitnehmern das Leben leichter und Ihr Unternehmen familienfreundlicher machen. Das Schöne ist, dass dies nicht immer mit immensen Kosten verbunden sein muss.
Arbeitszeit und -ort
Je flexibler die Arbeitszeitmodelle sind, umso bessere Karrierechancen haben Mütter – und die Väter mehr Zeit mit der Familie. Angefangen von Gleit- und Teilzeit bis hin zu Jahres- und Lebensarbeitszeitkonten gibt es einige Modelle. Da sollte für alle Kollegen eine passende Variante dabei sein.
Und wenn ein „Notfall“ zu Hause eine spontane Änderung der Arbeitszeit erfordert, ist es für alle hilfreich zu wissen, dass in einem solchen Fall der Vorgesetzte immer angesprochen werden kann, weil die Bereitschaft da ist, auf individuelle Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen. Dann trauen Angestellte sich eher, familienfreundliche Angebote in Anspruch zu nehmen.
Abends lange im Büro zu sein, sollte nicht die Regel sein – im Gegenteil, es sollte eher allen Beschäftigten signalisiert werden, pünktlich Feierabend zu machen. Wenn Vorgesetzte zusätzlich Besprechungen vormittags statt nachmittags terminieren, kommt das allen entgegen, die in Teilzeit arbeiten.
Kinderbetreuung
Die Betreuung der Kinder erfordert von Familien immer wieder großes Organisationstalent. Leider hilft das nicht immer. Unterstützung vom Arbeitgeber ist daher allen willkommen. Eine eigene Kita zu eröffnen, ist für mittelständische Unternehmen finanziell häufig nicht möglich. Oft gibt es auch nicht genug Kinder, die diese nutzen würden. Möglicherweise macht es aber Sinn, sich mit anderen Unternehmen in der Nähe zusammenzuschließen und eine gemeinsame Kindertagesstätte zu eröffnen.
Oder der Betrieb reserviert und bezuschusst Plätze in einer öffentlichen Einrichtung oder bei einer Tagesmutter in der näheren Umgebung. Auch die Zusammenarbeit mit einer Tagespflegekraft in firmeneigenen Räumen, wenn in Ausnahmefällen wenige Kinder betreut werden sollen, wäre eine Alternative. Eine Kostenbeteiligung wäre auch hier denkbar.
Wenn mal Not am Mann ist, würde es vielen Eltern helfen, ihr Kind mit ins Unternehmen bringen zu dürfen. Für eine begrenzte Zeit sind viele Eltern in der Lage, das Kind auch während der Arbeit zu beaufsichtigen. Dazu könnte der Betrieb einen Raum mit Spielecke einrichten. Oder das Unternehmen organisiert für diese Notfälle Personen, die für die Kinderbetreuung im Unternehmen einspringen könnten: z. B. Nachbarn, Senioren oder Kollegen.
Die häufig für Familien problematischen Sommerferien könnten durch ein Angebot an betrieblichen Ferienbetreuungsprogrammen entzerrt werden.
Familienfreundlichkeit können Betriebe auch mit speziellen Events für die ganze Familie zeigen. Angefangen vom Tag der offenen Tür, über einen gemeinsamen Ausflug bis hin zur Weihnachtsfeier gibt es zahlreiche Möglichkeiten.
Alle Familien mit kleineren Kinder können ein Lied davon sind: Die lieben Kleinen sind häufiger mal krank und benötigen dann Betreuung durch einen Elternteil. Da sind die von der Krankenkasse bezahlten 10 Kinderkrankentage pro Jahr schnell aufgebraucht. Der Arbeitgeber hat aber auch zusätzlich die Möglichkeit, den Eltern unter Fortzahlung des Lohns zusätzliche Kinderkrankentage zu gewähren. Alternativ dazu kann auch eine unbezahlte Freistellung den Familien helfen.
Vielleicht können Sie in Ihrem Unternehmen den ein oder anderen Vorschlag anstoßen. Nicht nur die Arbeitnehmer profitieren davon, sondern auch der Arbeitgeber, der dadurch auch für neue Mitarbeiter attraktiver wird.
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