Sie haben eine Gehaltserhöhung ausgehandelt oder Ihr Chef bietet Ihnen ein Lohnplus an? Das ist nicht immer ein Grund zur Freude, denn oft bleibt vom Brutto-Lohn, der sich erst einmal toll anhört, netto nicht viel übrig. Das kann mit der „kalten Progression“ zusammenhängen. Darunter versteht man das Zusammenspiel von Steuer- und Abgabenlast sowie wegfallenden Sozialleistungen. Unterschiedliche Einkommen werden dabei unterschiedlich stark belastet – schlimmstenfalls kann dann die Gehaltserhöhung sogar Mehrkosten verursachen.
Leider ist es oftmals so, dass sich Gehaltserhöhungen im Niedriglohnsektor besonders wenig lohnen. Ursache dafür ist der Grenzsteuersatz, der bei niedrigen Einkommen besonders steil ansteigt. Sehr schade, denn gerade bei Geringverdienern kann jeder Euro zusätzlich existenzsichernd sein.
Und ausgerechnet Gutverdiener leiden kaum unter der kalten Progression und können von jedem mehr verdienten Euro deutlich mehr im Portemonnaie behalten. D. h. das jetzige deutsche Steuer- und Abgabesystem ist keineswegs gerecht.
Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hat im Auftrag der Bertelsmann Stiftung berechnet, wie viele Abgaben Einzelne von einer Gehaltserhöhung leisten müssen.
D. h. es wurde ausgewertet, ab wann sich eine Gehaltserhöhung lohnt. Lohnen wurde so definiert, dass von jedem zusätzlich verdienten Euro tatsächlich mindestens 21 Cent beim Empfänger ankommen.
Es wurde unterschieden zwischen unterschiedlichen Lebenssituationen:
1. Single
2. Alleinerziehender mit Kind
3. Alleinverdiener-Paar mit Kind
4. Alleinverdiener-Paar mit zwei Kindern
5. Doppelverdiener-Paar ohne Kinder
6. Doppelverdiener-Paar mit zwei Kindern
Mit dem Ergebnis, dass sich das Lohnplus für Singles lohnt, wenn sie jährlich mehr als 17.000 Euro verdienen. Bei Alleinverdiener-Paaren liegt die Schwelle bei 23.201 Euro, bei Doppelverdiener-Paaren bei 25.101 Euro.
Sind Kinder da, kommen Lohnerhöhungen bei Alleinerziehenden ab einer Grenze von 23.801 Euro an. Beim Alleinverdiener-Paar bei 28.101 Euro und beim Doppelverdiener-Paar bei 32.101 Euro. Leider existieren Einkommensbereiche, in denen sich Gehaltserhöhungen wegen wegfallender Sozialleistungen gar nicht lohnen.
Mehrarbeit zahlt sich also für Pflegepersonal weniger aus als z. B. für Unternehmensberater. Daher schlugen die Autoren der Studie vor, durch Reformen sicherzustellen, dass sich Mehrarbeit und höhere Löhne auch speziell für untere Einkommensgruppen lohnen.
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