Na klar, fast jeder macht mal Überstunden, wenn einfach viel zu tun ist oder eine Aufgabe noch fertiggestellt werden muss. Manche Mitarbeiter leisten diese freiwillig, anderen sind ihre festen Arbeitszeiten sehr wichtig und sie lehnen jede Form von Überstunden ab. Wenn schon kein Weg daran vorbeiführt, bzw. die Mehrarbeit angeordnet wird, dann aber bitte auch mit Bezahlung oder einem entsprechenden Freizeitausgleich.
Das scheint aber nicht die Regel zu sein in deutschen Unternehmen. Laut einer aktuellen Studie* der Marktforschungsagentur Opinion Matters im Auftrag des Personalunternehmens ADP leisten ca. 60 % der europäischen Arbeitnehmer regelmäßig unbezahlte Überstunden. Im Schnitt seien dies 4 Stunden und 47 Minuten wöchentlich. In Deutschland gaben sogar71 % der Befragten an, regelmäßig unbezahlt länger zu arbeiten. Damit sei Deutschland leider Spitzenreiter bei den unbezahlten Überstunden. Die Zahlen beruhen auf Selbsteinschätzungen der Arbeitnehmer.
In der Auswertung ist die Rede davon, dass viele Arbeitgeber unrealistische Erwartungen an die Mitarbeiter stellen, was dazu führe, dass diese länger als vereinbart arbeiten. Das sei besorgniserregend, weil bekannt sei, dass das zu Burn-out und anderen Erkrankungen führen könne. Ganz abgesehen davon wirke es sich negativ auf die Motivation und das Betriebsklima aus.
In Deutschland haben Arbeitnehmer nicht grundsätzlich einen Rechtsanspruch auf bezahlte Mehrarbeit. Im Arbeits- oder Tarifvertrag stehe, ob der Beschäftigte für die Überstunden bezahlt werde.
Die Branche, in der viele Arbeitnehmer unbezahlte Mehrarbeit leisten, sei der Bildungssektor. Dort arbeiten 69 % mindestens 5 Stunden pro Woche ohne Entgelt. In der IT, Finanz- und Telekommunikationsbranche arbeiten die Beschäftigten am längsten. 15 bis 20 % der Mitarbeiter kommen hier wöchentlich auf mehr als 10 Stunden Mehrarbeit.
Ein besorgniserregender Trend, dem Sie als Betriebsrat mithilfe Ihrer Mitbestimmungsrechte rechtzeitig entgegenwirken sollten.
*Für diese Studie wurden im Oktober 2018 ca. 10.500 Beschäftigte aus acht europäischen Ländern befragt.
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