Flexible Arbeitszeit oder sogar Homeoffice für Eltern, Juchhu? Denkste!Ja, zweifelsohne: Familie und Beruf lassen sich damit erheblich besser vereinbaren als mit starren Arbeitszeitmodellen. Und gleichzeitig nein, einen Freizeitgewinn gibt es nicht!
Die Gender- und Arbeitszeitforscherin am Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung, Dr. Yvonne Lott, hat in einer Studie unter die Lupe genommen, ob mehr Selbstbestimmung über Arbeitsort, Arbeitsbeginn und -ende auch mehr Spielraum für Freizeitaktivitäten schaffen.
Was bringen völlig selbstbestimmte Arbeitszeiten/Vertrauensarbeitszeit?
Mütter können hierbei durchschnittlich 1,5 Stunden mehr Zeit für ihre Kinder aufbringen, arbeiten allerdings auch eine knappe Stunde mehr pro Woche als bei starren Arbeitszeiten.Väter verbringen geringfügig weniger Zeit mit ihren Kindern, leisten jedoch wöchentlich vier zusätzliche Überstunden. Die sichtbare Präsenz dürfte ihre Karriereaussichten dabei verbessern.
Wie sieht es im Homeoffice aus?
Hier arbeiten Mütter wöchentlich sogar eine ganze (Über-)Stunde länger, während sie ihre Kinder gleichzeitig etwa drei Stunden weitere Stunden betreuen. Männer im Homeoffice bringen es sogar auf zwei zusätzliche Überstunden pro Woche, ihre Zeit für die Kinder erhöht sich allerdings nicht.
Während Väter bei flexiblen Arbeitszeitmodellen also viel mehr Zeit in den Job investieren, leisten Mütter zwar auch etwas mehr Überstunden, vor allem aber deutlich mehr Kinderbetreuung.Ein Hoch auf die klassische Rollenverteilung!
Da beiden nicht mehr Erholungs- und Freizeit vergönnt ist und Mütter häufig doppelt belastet werden, sind politische Maßnahmen gefordert. Die Vorschläge der Forscherin:
- Partnermonate beim Elterngeld von zwei auf sechs Monate erhöhen, als Anreiz für Väter, sich stärker in der Kinderbetreuung zu engagieren,
- Recht auf Familienarbeitszeit, um Teilzeitarbeit für Männern attraktiver zu machen,
- Abschaffung des Ehegattensplittings, das eine ungleiche Verteilung zwischen den Partnern fördert,
- Recht auf Homeoffice.
Überkommene Rollenbilder sollten auch in Unternehmen infrage gestellt werden. Klare Regeln für Homeoffice und selbstbestimmte Arbeitszeiten wären ein wichtiger Schritt und selbst im Homeoffice helfe eine Zeiterfassung.
Denken Sie bei Ihrem betriebsrätlichen Engagement für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf also bitte auch daran, dass sie keine Selbstausbeutung der Arbeitnehmer fördert!
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