Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat in einer aktuellen Umfrage unter ca. 11.000 Unternehmen die gegenwärtige Ausbildungssituation untersucht. „Uns geht der Nachwuchs aus“ sagt deren Präsident Eric Schweitzer. Ein Drittel der Betriebe finde keine Auszubildenden mehr. „Heute können doppelt so viele Betriebe ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen wie vor zehn Jahren“ und fast jeder zehnte Betrieb habe noch nicht einmal eine einzige Bewerbung erhalten. Das sei eine gefährliche Entwicklung für die gesamte Gesellschaft.
Die größten Nachwuchssorgen haben ländliche Gebiete, insbesondere das Gastgewerbe. 58% der Betriebe können ihre Lehrstellen nicht besetzen. Gefolgt vom stark boomenden Baugewerbe, wo 42% der Unternehmen Schwierigkeiten haben, Auszubildende zu finden.
Der Fachkräftemangel generell sei bereits für jede zweite Firma ein Geschäftsrisiko, was für alle weniger Wachstum und Wohlstand bedeute. Schweitzer fordert daher, dass Deutschland und seine Politik mehr für ihre international oft gerühmte duale Ausbildung tun müssen.
Zahlreiche Unternehmen stünden vor der Herausforderung, dass die Bewerber nicht ihren Anforderungen genügen – oftmals lassen die Schulabschlüsse zu wünschen übrig. Andere seien nicht mobil und flexibel genug. Umso wichtiger sei es, dass vorhandene Potenziale genutzt würden, z. B. die von Studienabbrechern, Flüchtlingen oder Lernschwächeren. Die Betriebe seien aufgefordert, sich um diese Gruppen zu bemühen.
Das scheine im vergangenen Jahr auch teilweise ganz gut zu funktioniert zu haben. 60.000 Bachelorstudenten, 43% aller Studienabbrecher, haben im ersten halben Jahr nach der Exmatrikulation eine Fachausbildung begonnen. Diese Quote lag 2008 nur bei 22%, das lasse optimistisch stimmen. Zumal die Beschäftigungsperspektiven ausgezeichnet seien.
Von den Flüchtlingen sein derzeit 15.000 in einer IHK-Ausbildung. Häufig haben diese aber immense Sprachprobleme sowohl im Betrieb als auch in der Berufsschule. Das führe leider oft zu einem Abbruch der Ausbildung.
Daran müsse dringend gearbeitet werden, in dem z. B. bereits in den allgemeinen Schulen die Berufsorientierung verbessert werde. Weiterhin fordert die DIHK, dass Berufsschulen und Lehrer besser auf die Digitalisierung vorbereitet würden. Nur dann seien die jungen Fachkräfte zum Ende ihrer Ausbildung der modernen Arbeitswelt gewachsen. Auch der Austausch zwischen Betrieben und Berufsschule müsse gefördert werden.
Es muss alles daran gesetzt werden, die Erfolgsgeschichte der dualen Ausbildung fortzuschreiben, um Wachstum und Wohlstand in Deutschland gewährleisten zu können.
Schreib als Erster einen Kommentar