Mehr und mehr Frauen nehmen nach der Geburt des Kindes die Elternzeit in Anspruch und kehren anschließend deutlich eher an den Arbeitsplatz zurück, als es früher der Fall war. Das belegen Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln).
Das gilt allerdings nicht für das erste Lebensjahr des Kindes. 2014 gingen nur 8,5% der Mütter mit unter einjährigen Kindern arbeiten. 2006, ein Jahr vor Einführung des Elterngeldes, waren es noch 22,5%. Die berufliche Aktivität der Mütter im zweiten Lebensjahr des Nachwuchses ist hingegen gestiegen, von 35% auf 43%. Die Tendenz setzt sich auch im dritten Lebensjahr fort. Eines der Ziele des Elterngeldes, im ersten Jahr einen Schonraum für junge Familien zu schaffen, sei also erreicht worden.
Nach wie vor sei es aber so, dass Frauen in der Regel in die Teilzeit zurückkehren. Nur bei gut ausgebildeten Frauen, oft Akademikerinnen, scheine seit Einführung des Elterngeldes vor 10 Jahren die Stundenzahl der Teilzeittätigkeit zugenommen zu haben. Zwei Jahre nach der Babypause sei die Wahrscheinlichkeit, dass viele von ihnen in der sogenannten großen Teilzeit arbeiten (23-32 Wochenstunden), deutlich gestiegen*.
Es sei aber nicht abschließend geklärt, ob dies wirklich auf die Einführung des Elterngeldes, in Kombination mit dem Ausbau der Betreuungsinfrastruktur für unter Dreijährige, zurückzuführen sei. Arbeitgeber und auch Gewerkschaften begrüßen die Tendenz zur frühen Rückkehr an den Arbeitsplatz, wenngleich viele Betriebe Probleme haben, geeigneten Ersatz für die Mütter in Elternzeit zu finden. Insbesondere für kleinere Firmen ergeben sich dadurch oft personelle Engpässe.
Auch aus Elternsicht funktioniert der Wiedereinstieg in den Beruf nicht reibungslos. Viele berichten von Schwierigkeiten bei der gewünschten Stundenanzahl – es gebe Arbeitgeber, die versuchen, die Rückkehr von Müttern in Teilzeit zu verzögern. Die gewünschte Flexibilität werde oft vermisst.
Allerdings waren 2014 auch 30% der Mütter mit Kleinkindern unter vier Jahren gar nicht erwerbstätig, was von Arbeitgeberseite als eindeutig zu hoch bewertet wird.
Betrachte man die Väter, hatte die Einführung des Elterngeldes auch Auswirkungen auf die Elternzeit. 3,9% der Väter nahmen 2014 Elternzeit, häufig jedoch nur zwei Monate, die für einen längeren Elterngeldbezug erforderlich seien. 2006 lag der Anteil nur noch bei 0,5%. Im zweiten Lebensjahr des Kindes nahm der Anteil auf 1,4% ab.
Die Mütter scheinen also nach wie vor die Hauptlast bei der Kindererziehung zu tragen. D. h. der Anreiz für eine stärkere Beteiligung der Männer bei den familiären Aufgaben hat nicht wirklich funktioniert. Schade!
*Laut Forschern des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI)
Hallo,
ich bin mittlerweile zweifacher Vater und habe Elternzeit genommen, in Absprache mit meiner Frau. Wenn man sich von den genannten nackten Zahlen löst und die Realität ansieht wird man schnell merken, dass es nicht so ist, dass junge Mütter nicht arbeiten wollen.
Wie bei uns ist es im Gegenteil so, dass Arbeit, gleich welcher Art, schwer mit Krippen-, Kindergarten- und anderen Zeiten vereinbar ist.
Beinahe automatisch, so erschreckend das auf den ersten Blick ist, steckt die Frau hier zurück, da die erste Priorität eben die Kinder sind. Meist verdient der Mann auch noch besser, daher bleibt dieser in Arbeit, abgesehen von den zwei Monaten Elternzeit und Elterngeld.
Mein Fazit ist, dass das Elterngeld in Verbindung mit Elternzeit viel bringt, aber eben nicht für jede Art von Wunsch. Besser als früher, aber perfekt geht eben auch nicht.
Übrigens, ich wüsste nicht, welche Art von Maßnahme oder Förderung Eltern dazu bringen sollte besonders kleine Kinder „abzuschieben“, um arbeiten gehen zu können. Rein vom Gefühl her ist es eben ein abschieben. Ist ja auch bei uns schon schwer genug die Kinder in die Krippe für gerade mal 4,5 Stunden zu geben.