Ist man nicht mehr in der Lage mithilfe der eigenen Arbeitskraft für den Lebensunterhalt zu sorgen, wird das schnell zu einem existenzbedrohenden Szenario, denn die gesetzliche Absicherung reicht bei weitem nicht aus, um die anfallenden Kosten halbwegs zu decken.
Welches die vorwiegenden Gründe für eine Berufsunfähigkeit (BU) sind, hat Swiss Life Deutschland, ein Anbieter von Finanz- und Vorsorgelösungen, in seinem Report untersucht.
Mit 37 % sind psychische Erkrankungen, wie z. B. Burn-out oder Depressionen mittlerweile die häufigste Ursache für eine BU. In den letzten 10 Jahren haben diese um 40 % zugenommen. Dies hänge vermutlich mit der Zunahme von Stress, Leistungsdruck und mangelndem Ausgleich im Arbeitsumfeld vieler Beschäftigter zusammen.
Frauen seien mit 44 % stärker von psychischen Erkrankungen betroffen als Männer (28 %). Insbesondere junge Frauen seien gefährdet: In der Altersgruppe der 30-Jährigen leiden 47 % unter einer seelischen Krankheit. Die Männer seien hauptsächlich in der zweiten Lebenshälfte betroffen. Und Männer in akademischen Berufen leiden häufiger an Depressionen oder Burn-out als jene in körperlich anstrengenden Arbeitsfeldern. Junge Männer tragen laut Befragung ein höheres Unfallrisiko. In 33 % der Fälle sind sie der Grund für eine Arbeitsunfähigkeit, im Vergleich dazu liegt das Unfallrisiko bei jungen Frauen nur bei 9 %.
Der zweithäufigste Grund für ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Berufsleben seien mit 24 % Erkrankungen des Bewegungsapparates. Gefolgt von Unfällen mit knapp 14 %, Krebs mit 9 % und Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit 8 %. Innere bzw. sonstige Krankheiten schlagen mit 4 % zu Buche.
Berufsunfähigkeit muss nicht zwangsläufig bis zum Rentenalter andauern. Teilweise ist eine Genesung durch Therapien oder Reha-Maßnahmen möglich. Auch Umschulungen können ein Weg zurück ins Berufsleben sein. Männern gelinge der Wiedereinstieg in den Job häufiger als Frauen. Das liege vermutlich an den unterschiedlichen BU-Ursachen. Die Rückkehrwahrscheinlichkeit von Frauen sei oft geringer, da sie häufiger an psychischen Erkrankungen leiden. Diese ziehen oftmals eine jahrelange Krankheitsdauer nach sich.
Das gängige Vorurteil, dass vor allem Menschen mit körperlich anstrengenden oder risikoreichen Tätigkeiten berufsunfähig werden, hat sich demnach nicht bestätigt. Beschäftigte mit klassischen Bürojobs sind ebenso gefährdet – wenn auch aus anderen Gründen.
Statistisch gesehen muss mittlerweile jeder vierte Berufstätige während seines Lebens seine Erwerbstätigkeit aufgrund von Krankheit einschränken bzw. ganz aufgeben. Dabei ist auch Ihre Unterstützung als Betriebsrat gefragt. Sie benötigen eine Bandbreite an Kenntnissen, um Ihre betroffenen Kollegen effektiv unterstützen zu können: angefangen von sozialrechtlichem Grundwissen, über Betriebliches Eingliederungsmanagement bis hin zum Arbeits- und Gesundheitsschutz.
Schreib als Erster einen Kommentar