Fachkräftemangel auf Höchststand

Fachkräftemangel auf HöchststandEr ist seit Langem in aller Munde. Doch jetzt scheint es so dramatisch zu sein, wie noch nie. Der deutsche Fachkräftemangel hat Ende 2022 einen neuen Höchststand erreicht. Rein rechnerisch konnten 630.000 offene Fachkräftestellen nicht besetzt werden. Das berichtet das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (Kofa) des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Seit Beginn der Beobachtung im Jahr 2010 ist dies die größte Fachkräftelücke.

In folgenden Bereichen konnten sechzig Prozent der offenen Stellen nicht besetzt werden: Gesundheit, Soziales, Lehre/Erziehung, Bau, Architektur Vermessung und Gebäudetechnik. In den Sparten Kaufmännische Dienstleistungen, Warenhandel, Vertrieb, Hotel und Tourismus hat sich der Engpass verdreifacht. Hier blieben 30 % der Stellen unbesetzt. Auch in den Bereichen Geografie, Informatik und Naturwissenschaft war der Mangel überdurchschnittlich hoch.

Die Besetzung wird umso schwieriger, je höher die verlangte Qualifikation ist. In den Branchen Informatik, Elektrotechnik und Bauplanung bzw. -überwachung konnten neun von zehn ausgeschriebenen Stellen mit erwartetem Hochschulabschluss nicht besetzt werden. Hier fehlten entsprechende qualifizierte Arbeitslose.

Die Experten sind der einhelligen Meinung, dass diese Lücke ohne Zuwanderung aus dem Ausland nicht zu schließen sein wird. Denn im März waren mit 45,6 Millionen Arbeitnehmer*innen so viele Menschen in Beschäftigung wie kaum jemals zuvor. Laut Andrea Nahles von der Bundesagentur für Arbeit, sei die hohe Zahl der Beschäftigten fast ausschließlich auf die hohe Zuwanderung aus dem EU-Ausland zurückzuführen. Sie sagt „Selbst wenn wir alle inländischen Potenziale heben, wird das auch aus demografischen Gründen nicht ohne weitere Zuwanderung gehen.“ Der Bedarf sowohl an Arbeits- als auch Fachkräften sei definitiv da.

Um es den ausländischen Kräften leichter zu machen, hat das Bundeskabinett im März den Gesetzentwurf für eine Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes beschlossen.

Auch hinsichtlich des Nachwuchses stimmt die Aussicht eher pessimistisch. Das statistische Bundesamt bestätigt, dass die Anzahl der Azubis Ende 2022 so gering war (nur 1,216 Millionen), wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Das habe unterschiedliche Gründe. Zum einen kranke das duale Ausbildungssystem seit längerem und die Corona-Pandemie habe zudem Praktika und Kontaktmöglichkeiten erschwert. Weiterhin nehmen die Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt zu.

In Zahlen: Im vergangenen Jahr begannen nur 468.000 junge Menschen ihre Ausbildung. Waren es 2011 noch 561.100 Neuverträge sank die Zahl im Vorkrisenjahr 2019 auf 510.900.

Also auch der Fachkräftenachwuchs lässt nicht auf eine baldige Verbesserung des Fachkräftemangels hoffen.

Unsere Seminartipps:            Betriebsrat und Personalplanung

Personalentwicklung und Mitarbeiterförderung

Schreib als Erster einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert