Zu den allgemeinen Aufgaben des Betriebsrates gehört es, die Beschäftigung im Betrieb zu fördern. Aber wie kann dies aussehen? Ein schönes Beispiel kommt hier aus Berlin, von uns ausdrücklich zur Nachahmung empfohlen:
16 Berliner Unternehmen mit Landesbeteiligung haben sich entschlossen, Ihre Auswahlkriterien zur Vergabe von Ausbildungsplätzen zu lockern. Damit schlagen sie zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum Einen, geben sie schwächeren Jugendlichen eine Chance – denn die normalen Einstellungstests würden sie aufgrund ihrer Schulnoten wahrscheinlich nie bestehen, zum Anderen haben sie Nachwuchssorgen und können viele Stellen nicht besetzen. Wegen des demografischen Wandels gibt es erheblich weniger Nachwuchs – und dieser zieht häufig das Studium der Ausbildung vor. Die Zeiten, in denen die Unternehmen in einer Flut von Bewerbungen gnadenlos aussieben konnten, sind längst vorbei.
In einem dreijährigen Pilotprojekt, das Teil der Senatsinitiative „Berlin braucht dich“ ist, soll belegt werden, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund, die möglicherweise in üblichen Auswahlverfahren ausgesiebt würden, eine Lehre erfolgreich beenden können. Mit dem Ziel, den Anteil Auszubildender aus Einwandererfamilien in den Ausbildungsbereichen, in denen das Land Berlin Mitarbeitgeber ist, auf 25% zu erhöhen.
Ein dreiwöchiges Betriebspraktikum ist Voraussetzung für eine Bewerbung für einen der 55 Ausbildungsplätze, nicht ein 1A-bestandener Einstellungstest. Wenn die Jugendlichen darin sowie im Vorstellungsgespräch überzeugen, stehen ihnen trotz eines möglicherweisen schlechten Zeugnisses die Türen offen. Es geht also nicht um Schulwissen, wie Mathematik und Rechtschreibung, sondern um Motivation, Teamgeist und die Fähigkeit mit Menschen umgehen zu können. Das kann sie zu besseren Auszubildenden machen als jemanden mit einem guten Abitur.
Dieses Auswahlverfahren ist für die Unternehmen selbst deutlich mehr Aufwand. Während des Praktikums und der Ausbildung müssen die Jugendlichen stärker begleitet und betreut werden. Jedes Jahr wird geprüft und ausgewertet, wie sie sich machen. Die Bestätigung muss dann letztendlich durch die Abschlussprüfung erfolgen, denn diese müssen die Azubis genau wie alle anderen bestehen.
Ein sich möglicherweise lohnender Weg, um an guten Nachwuchs zu kommen, denn gut definiert sich häufig nicht über die Schulnoten. Und viele junge, nicht privilegierte Menschen fühlen sich endlich mal gebraucht. Vielleicht ja auch eine tolle Initiative für andere Unternehmen!
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