Transformation: wie Volkswagen Beschäftigte sie erleben

Transformation: wie Volkswagen Beschäftigte sie erlebenDurch alle Branchen hindurch wird sie notwendig: die digitale und ökologische Transformation. Sind die quantitativen Auswirkungen von z. B. Digitalisierung auf die Beschäftigung und Qualifikation zwar gut erforscht, gilt das jedoch nicht für das Erleben und Bewältigen des Wandels durch die Beschäftigten. Hier vermutete man immer, dass Beschäftigten Angst vor dem Wandel haben und nicht bereit seien, sich beruflich zu verändern.

Da die Automobilindustrie extrem von der Transformation betroffen ist, nimmt die Studie „Arbeit und Qualifizierung 2030“ der Professorin Sabine Pfeiffer, Universität Erlangen-Nürnberg, genau diese Branche unter die Lupe. Dazu wurden mehr als 3.500 Volkswagen-Beschäftigte befragt, eine Online-Befragung von weiteren 600 Beschäftigten außerhalb des Unternehmens, eine Branchenanalyse sowie 100 Interviews durchgeführt.

Ergebnisse der Studie

Siehe da, das Klischee, dass Beschäftigte Angst vor der Transformation haben, habe sich nicht bestätigt. Im Gegenteil, bei Volkswagen seien die Beschäftigten sehr aktiv, was Weiterbildung, Stellensuche und Stellenwechsel angehe. Der Wandel wird als normal empfunden, weil Mitarbeitende auch schon in der Vergangenheit in Bewegung waren.

Erstaunlich sei, dass ein Großteil der Beschäftigten sich proaktiv über Stellenwechsel und kürzere Qualifizierungen informiert. Auch in den letzten Jahren haben sich viele von ihnen bereits ein- oder mehrmals auf eine neue interne Position beworben. Betrachte man die Beschäftigtengruppe mit der längsten Betriebszugehörigkeit (41 % sind mehr als 20 Jahre im Unternehmen) sei ihre Veränderungsbereitschaft auffallend. Ein hoher Anteil von ihnen sei erst weniger als 5 Jahre im aktuellen Bereich tätig.

D. h. es sei also ein Mythos, dass man Veränderungsbereitschaft im Unternehmen forcieren und verkrustete Strukturen aufbrechen müsse. Die Volkswagen Beschäftigten zeigen keine passive Erwartungshaltung, sondern gestalten aktiv die eigene Transformation. Sie seien sehr mobil und motiviert zur Weiterbildung und -entwicklung. Die Transformation werde nicht als Bedrohung angesehen, sondern bereits gelebt.

Vertrauen in Arbeitgeber und Betriebsrat

Der Schluss liege nahe, dass die Mitarbeitenden den Entscheidungen der Führungsetage sowie der Arbeitnehmervertretung vertrauen. Das drückt sich wie folgt in Zahlen aus: Bei Entscheidungen zur Wirtschaftlichkeit des Unternehmens misstrauen nur 12 % dem Arbeitgeber. Geht es um die Arbeitsplatzsicherheit und um Weiterbildung sind 18 % skeptisch. Entscheidungen des Betriebsrats hinsichtlich Wirtschaftlichkeit misstrauen 20 % und 15 % den Entscheidungen zur Arbeitsplatzsicherheit und Weiterbildung.

Es gebe zwar Unsicherheit bezüglich der Transformationsprozesse, die aber durch das überwiegende Vertrauen in Arbeitgeber und Arbeitnehmervertretung kompensiert würden.

Auch, dass die Zukunftsaussichten des Unternehmens (71 % sind optimistisch) besser eingeschätzt werden, als die Lage der Branche (45 % sind optimistisch), ist als Vertrauensvorschuss für das Management und den Betriebsrat zu werten.

Wie soll Weiterbildung gestaltet werden?

Im Zuge des Wandels müssen sich einige Beschäftigte auf eine längere Weiterbildung oder einen Arbeitsplatzwechsel einlassen. Das geht einher mit einigen Wünschen. Fast die Hälfte der Befragten favorisieren Vollzeitangebote, die nicht zu lange dauern, ein nebenberufliches Teilzeitmodell wünschen 25 %. Lediglich 6 % können sich eine Vollzeit-Weiterbildung vorstellen, die länger als ein Jahr dauert.

Folgende Erwartungen werden an Weiterbildung geknüpft: 97 % wünschen sich, dass das neue Tätigkeitsfeld zu ihren Interessen und Neigungen passt. Eine Tätigkeit mit Zukunftsperspektive erhoffen sich 92 % der Befragten. Ein Status mit Führungsverantwortung wird allerdings nur von 36 % erwartet. Kommt es zu einem Stellenwechsel, ist die gute geographische Erreichbarkeit des Standorts das ausschlaggebende Kriterium.

Obwohl die meisten Beschäftigten transformationsbereit sind, gibt es dennoch einige Hürden, die sie am Sinn oder der Notwendigkeit einer Weiterbildung zweifeln lassen. 31 % gefällt die derzeitige Arbeit so gut, dass sie keine Weiterbildung benötigen. 38 % haben keine Zeit für eine größere Fortbildung aufgrund von Familie oder Freizeitaktivitäten. Andere 22 % sind unsicher, welche Weiterqualifizierung die richtige für sie ist.

Fazit

Die Volkswagen Beschäftigten zeigen eine hohe Bereitschaft zur persönlichen Transformation. Wandel, Weiterbildung und Stellenwechsel wird von den meisten als Normalität erlebt. Hinzu kommt ein grundsätzliches Vertrauen in die Zukunft des Unternehmens. Für dieses Vertrauen müssen Unternehmen allerdings auch einiges tun – es ist kein Selbstläufer. Ernstgemeinte und gelebte Partizipation sind wichtige Bausteine dazu.

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