Wie ist es um die Digitalisierung der deutschen Wirtschaft bestellt?

Wie ist es um die Digitaslisierung der deutschen Wirtschaft bestellt?Seit 2020 lässt das Bundeswirtschaftsministerium in Zusammenarbeit mit IW Köln jährlich den Digitalisierungsgrad deutscher Unternehmen prüfen. 37 Indikatoren werden hierbei zugrundgelegt. Im Vergleich zu 2021 hat sich 2022 in Bezug auf die Digitalisierung in der Wirtschaft leider zu wenig getan. Lag der Index in 2021 bei 107,9 hat er sich 2022 nur auf 108,9 Punkte erhöht.

Von 2020 auf 2021 gab es noch einen starken Anstieg, jetzt stagniert die Digitalisierung bedauerlicherweise. Die Coronapandemie scheint also nicht zu einem nachhaltigen Digitalisierungsschub geführt zu haben. Bleibt zu hoffen, dass ein solcher Schub noch erfolgt. Wenn sich in Zukunft der starke Kostendruck und die vielen derzeitigen Unsicherheiten (z. B. Lieferengpässe) relativieren, steigt möglicherweise der Investitionsspielraum der Unternehmen. Um dann endlich umfassende Digitalisierungsprojekte zu realisieren.

Indikatoren, die das Ausmaß der Digitalisierung abbilden

Es wird zwischen zwei Gruppen unterschieden:

  1. Unternehmensinterne Faktoren
  • Prozesse
  • Produkte
  • Geschäftsmodelle
  • Qualifizierung
  • Forschungs- und Innovationsaktivitäten
  1. Unternehmensexterne Faktoren
  • Technische Infrastruktur
  • Administrativ-rechtliche Rahmenbedingungen
  • Gesellschaft
  • Humankapital
  • Innovationslandschaft
Treiber der Digitalisierung

Waren im Jahr 2021 die Pandemie und ihre Folgen eindeutige Treiber der Digitalisierung, lassen sich diese für 2022 nicht ausmachen. Die unternehmensinternen Bereiche, wie Geschäftsmodelle und Prozesse, stiegen um 0,9 Punkte. Unternehmensexterne Kategorien, z. B. Humankapital und Technische Infrastruktur, sanken im Schnitt um 0,3 Punkte.

Der externe Bereich Gesellschaft hat den stärksten Zuwachs. Auf der Nachfrageseite ist die digitalaffine Gesellschaft der entscheidende Treiber des digitalen Fortschritts. Der Digitalisierungsgrad stieg von 113,6 auf 122,5 Punkte.

Die Kategorie Innovationslandschaft zeigt leider den stärksten Rückgang: von 105 auf 97 Punkte.

Unterschiedliche Branchen

Bei den 10 Branchengruppen stagniert der Digitalisierungsfortschritt nahezu. Er legte lediglich um 0,3 Punkte zu.

Die Branche, die bei der Digitalisierung die Nase vorn hat, ist die Informations- und Kommunikationstechnologie (Indexwert 275,9 Punkte). Die Branche Sonstiges Produzierendes Gewerbe verzeichnet mit einem Anstieg um 7,4 Punkte den deutlichsten Zuwachs. Mit nur gut 63 Punkten ist es aber das Schlusslicht unter den Branchen.

Der Tourismus hingegen weist den stärksten Rückgang auf (Minus 7 Punkte, Indexwert 77,4). In 2021 konnte diese Branche noch den stärksten Zuwachs verzeichnen.

Unternehmensgröße

Je nach Größe des Betriebs unterscheiden sich die Digitalisierungsgrade sehr stark.

Großunternehmen sind nach wir vor am stärksten digitalisiert, verlieren 2022 aber 3,4 Indexpunkte (Indexwert 201,8).

Mittlere Unternehmen bis 250 Beschäftigte zeigen in 2022 eine positive Entwicklung. Ihr Wert steigt von 119,4 in 2021 auf 124.

Am wenigsten digitalisiert sind kleine Unternehmen bis 49 Beschäftigte. Der Indexwert steigt hier geringfügig von 93,9 auf 94,8.

Bundesländer

Die Bundeslandgruppe Ost (Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen) hat in Sachen Digitalisierung aufgeholt und verzeichnete die höchsten Zuwächse. Der Indexwert stieg von 97,6 in 2021 auf 105,5 in 2022.

Sie wurde abgelöst von der Bundeslandgruppe Nord (Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Bremen und Hamburg), die 9,3 Indexpunkte verliert und jetzt am schwächsten digitalisiert ist. Aber auch die Gruppe West (Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland) verliert leicht und schneidet mit 106,7 unterdurchschnittlich ab.

Spitzenreiter ist nach wie vor die Bundeslandgruppe Süd (Bayern, Baden-Württemberg) mit 130,6 Indexpunkten.

Regionstypen

Die Kernstädte liegen an erster Stelle der Regionstypen. Der Indexwert ist von 112,2 in 2021 auf 149,6 in 2022 gestiegen und weist damit die stärksten Gewinne auf. Bei den Agglomerationen stagniert die Entwicklung. Sie verlieren sogar einen Indexpunkt und landen mit 134,7 auf dem zweiten Platz.

Eine deutliche Zunahme (9,1 Punkte) zeigen die hochverdichteten ländlichen Räume.

Verdichtete ländliche Räume weisen den deutlichsten Rückgang auf. Der Indexwert lag 2021 bei 103,8 und sank in 2022 auf 94,4.

Das Schlusslicht bei der Digitalisierung bilden geringverdichtete ländliche Räume (88,2 Punkte).

Zum Digitalisierungsindex

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