Gibt es einen Zusammenhang zwischen Personalmangel und Krankenstand

Personalmangel und Krankenstand

Die Arbeitswelt steht unter massivem Druck. Der Personal- und Fachkräftemangel verstärkt sich immer mehr – nicht zuletzt wegen des demografischen Wandels. Welche Auswirkungen der Personalmangel auf die Arbeitssituation, die Belastung und Gesundheit der Arbeitnehmer*innen hat, untersucht der DAK-Gesundheitsreport 2023 „Gesundheitsrisiko Personalmangel – Arbeitswelt unter Druck“.

Für diesen Report wurden Daten von 2,4 Millionen erwerbstätigen DAK-Versicherten herangezogen. Zusätzlich wurden über 7.000 Beschäftigte befragt. Neben den Untersuchungsergebnissen geben Experten Einschätzungen, inwieweit ein gesundheitsförderliches Arbeitssetting und ein Betriebliches Gesundheitsmanagement dazu beitragen können, die Erwerbstätigkeit aufrechtzuerhalten und zu steigern.

Zu den Ergebnissen
  • 2022 ist der Krankenstand im Vergleich zum Vorjahr stark angestiegen, er lag bei 5,5 % (2021: 4 %)
  • Atemwegserkrankungen lagen an erster Stelle, gefolgt von Muskel-Skelett- und psychischen Erkrankungen
  • 45 % der Befragten berichten von starkem Personalmangel im eigenen Arbeitsbereich und dadurch persönlicher Überlastung
Folgen des Personalmangels

Die Arbeitnehmer*innen berichten laut Studie von diesen Folgen:

  • Arbeitsbelastung der verbleibenden Mitarbeiter*innen steigt an
  • Termin- und Leistungsdruck nimmt zu
  • Zunahme von Überstunden
  • Pausenzeiten können nicht wahrgenommen werden
  • Wenig Zeit für private Aktivitäten und Ausgleich durch Sport
  • Gesundheitliche Beschwerden nehmen zu:
  • Müdigkeit oder Erschöpfung (54 %)
  • Muskel-Skelett-Probleme wie z. B. Rückenschmerzen (35 %)
  • Schlafstörungen (35 %)
  • Kopfschmerzen (23 %)
  • Krankenstand in den Berufsgruppen mit regelmäßigem Personalmangel liegt deutlich über dem Durchschnitt von 5,5 % (eine Ausnahme bilden IT-Berufe)
  • In den Branchen Krankenpflege, Altenpflege, Kinderbetreuung und Erziehung erhöhte Fehlzeiten durch psychische Erkrankungen
  • In den Branchen wie Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik, Maschinen- und Fahrzeugtechnik entstehen überdurchschnittlich viele Fehlzeiten aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen
  • Wahrscheinlichkeit höher, dass trotz Krankheit gearbeitet wird
Wie reagieren auf die Belastung?

Die Befragten suchen nach Möglichkeiten, die hohe Arbeitsbelastung zu senken. 25 % berichten, dass sie daher vermehrt im Homeoffice arbeiten. Andere reduzieren ihre Arbeitszeit bzw. überlegen es derzeit. Insbesondere in der Kranken- und Altenpflege sowie Kinderbetreuung ist das verstärkt der Fall. Dadurch werde der Druck leider noch weiter erhöht, sowohl auf die Beschäftigten selbst als auch die Arbeitgeber.

Experten sehen die Unternehmen in der Pflicht, eine möglichst belastungsarme und gesundheitsförderliche Arbeitsumgebung zu schaffen, um die Folgen des Personalmangels abzuschwächen. Tatsächlich scheine das in den Unternehmen oftmals nicht umgesetzt zu werden. Laut 48 % der Befragten, gebe es dazu bislang keine betrieblichen Angebote bzw. Aktivitäten. Im Gegenteil, dort wo es einen eklatanten Personalmangel gebe, werde der Stellenwert des Themas Gesundheit als unterdurchschnittlich ausgeprägt empfunden.

Um den Personalmangel abzufedern, sollten Beschäftigte idealerweise bereit sein, ihre Arbeitszeit auszuweiten. Leider sei das tatsächlich nur bei einem geringen Prozentsatz der Fall (10 %). Dies seien i. d. R. Teilzeitbeschäftigte und eher Frauen mittleren Alters, die aufgrund der veränderten familiären Situation wieder in der Lage seien, mehr zu arbeiten.  Auch die gestiegenen Preise erfordern bei vielen die Mehrarbeit. 15,7 der Teilzeitbeschäftigten lehnen jedoch eine Ausweitung der Arbeitszeit ab.

Eine gute Grundlage für eine bessere Work-Life-Balance sei, dass 71 % der Vollzeitbeschäftigten bereits die Möglichkeit hätten, ihren Arbeitsort flexibel zu wählen.

Ältere Beschäftigte

Wichtig sei auch, die Erwerbstätigkeit älterer Beschäftigter zu fördern und aufrechtzuerhalten – möglichst ohne größere Ausfälle aufgrund von Krankschreibungen. Allerdings zeigen die Analysen, dass bei ihnen mit steigendem Alter chronische Erkrankungen zunehmen. Insbesondere die längeren Krankschreibungen ab 6 Wochen.

53 % der Arbeitnehmer*innen ab 50 Jahren geben an, dass sie uneingeschränkt leistungsfähig seien. Als eingeschränkt wird sie von 8 % bewertet.

Betriebliche Angebote für ältere Beschäftigte, z. B. eine altersgerechte Gestaltung des Arbeitsplatzes bzw. der Arbeitsaufgaben oder auch spezielle Weiterbildungsangebote seien bei weitem noch nicht ausreichend etabliert. Viele Silver Ager wünschen sich hier ein stärkeres Engagement der Arbeitgeber.

Fazit

Volker Nürnberg, wissenschaftlicher Begleiter des DAK-Gesundheitsreports, fasst es treffend zusammen. Man bewege sich in einem Teufelskreis. „Personalmangel führe aufgrund von Stress und Belastungen zu einem höheren Krankenstand, der wiederum den Personalmangel erhöhe, weil krankgeschriebene Mitarbeitende ersetzt werden müssen.“ Für die Unternehmen ergeben sich dadurch viele neue Aufgaben.

Hier sind auch Sie als Betriebsrat gefragt und können sicherlich einiges bewegen.

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