Wo verbringen wir täglich die meiste Zeit? Richtig, am Arbeitsplatz zusammen mit unseren Kollegen. Versteht sich fast von selbst, dass auch hier Beziehungen entstehen können, die über das rein kollegiale Verhältnis hinausgehen. Das Betriebsfest oder der Geburtstag des Chefs lässt aus Herrn Schumann aus der Marketingabteilung auch schon mal Jochen werden – das Date für das kommende Wochenende.
Franz Beckenbauer, Brat Pitt, Angelina Joli, Franz Müntefering – diese Liste ließe sich beliebig erweitern – haben es uns vorgemacht. Sie lernten am Arbeitsplatz ihre Partner kennen und lieben. Rund 14% der deutschen Arbeitnehmer haben sich laut einer Forsa Umfrage im Auftrag von Xing schon auf eine feste Beziehung mit einem Kollegen eingelassen.
In der Vergangenheit haben bereits einige Firmen versucht das zu verbieten: z.B. in den 50er Jahren C&A und vor gut 10 Jahren Wal-Mart. Wal-Mart ist damit in Deutschland vor dem Landesarbeitsgericht gescheitert. Dem damaligen Urteil nach verstößt das Verbot gemeinsamer Abendessen unter Kollegen oder des Anbändelns gegen die Menschenwürde und ist daher unwirksam.
Nach wie vor ist aber die Angst auf Arbeitgeberseite groß, dass sich die Liebeleien in der Firma und die leider damit verbundenen Beziehungskrisen negativ im Job auswirken könnten. Solange jedoch die Zusammenarbeit im Betrieb nicht negativ gestört wird, ist das Privatleben der Mitarbeiter für die Unternehmensleitung tabu. Wirkt sich eine Affäre am Arbeitsplatz aber negativ im Betriebsablauf aus, hat der Arbeitgeber das Recht, die Paare räumlich oder auch organisatorisch zu trennen – vorausgesetzt, die neue Tätigkeit entspricht den Fähigkeiten der Mitarbeiter.
Schwierig wird es auch für alle Seiten, wenn ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen den Partnern besteht. Wir erinnern uns an Bill Clinton und Monica Lewinsky – Chef und Praktikantin. Bevorzugung, Neid unter Kollegen oder auch „Abstrafung“ bei Beziehungskrisen sind vorprogrammiert. Da führt manchmal kein Weg an einer Versetzung vorbei und viel Fingerspitzengefühl seitens der Personalleitung und des Betriebsrats sind gefragt – auch zum Schutz der Mitarbeiter.
Vergessen wir aber nicht die positiven Effekte einer neuen Freundschaft oder Liebe. Die Laune steigt – ebenso wie das Engagement und das Arbeitstempo. Vielleicht sollten die Unternehmen also Freundschaften fördern, statt sie zu verbieten. Dies war auch Thema einer Studie „Freundschaften am Arbeitsplatz“ der Universität Erlangen-Nürnberg. Die Beziehung zu den Kollegen ist schließlich ein Riesen-Motivationsfaktor. Und keine Frage, nur motivierte Mitarbeiter erbringen ein überdurchschnittliches Arbeitsergebnis.
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